Kommentar: Sixt und die Servicepleite

Der vorläufige Gipfel des Absurden: Die sogenannte Flexi-Rückgabegarantie. Wie so schon so oft bei versteckten Preiserhöhungen (Weniger Inklusiv-Kilometer bei gleichem Preis) soll nun bezahlt werden, was vorher selbstverständlich war. Nun sollen die Kunden also dafür aufkommen, wenn sie unangekündigt ein Auto eher abgeben? Ein Auto, das früher wieder vermietet werden kann. Eines, dass der Flotte und damit dem Kunden wieder zur Verfügung steht.

„Flexi-Rückgabegarantie“ als Sinnbild für Ungleichgewicht

Um diese Gebühr zu vermeiden, muss der Hotline Bescheid gegeben werden. Die werden sich für das erhöhte Arbeitsaufkommen bedanken. Damit stellt sich Sixt auf eine Stufe mit Hertz – der Autovermietung, die nicht eben bekannt dafür ist, den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen. Sixt schröpft diejenigen, die an den Stationen zur Tür hineinkommen und den Mitarbeitern gegenübertreten. Der Kunde bringt das Geld, zahlt die Gehälter der Aushilfskräfte, der Rental Agents, dem Management in München, dem Servicecenter in Rostock. Und die Privatjets der Familie Sixt. Doch diese Sichtweise ist dort fremd. Wer dieser Tage eine einfache Reservierung mit zu Sixt bringt, bekommt nicht einfach nur das Auto, das er möchte. Klassengerechte Bedienung und Berücksichtigung des Status, auch für Mietwagen-Upgrades nach Verfügbarkeit? Nicht mit Sixt. Es gibt kein Gleichgewicht mehr zwischen den Zusatzgebühren und der erbrachten Leistung.

Schwächelnde Flotte, hohe Preise, unverschämte Verkäufer

Die Beschwerden im Erfahrungen-mit-Sixt-Thread nehmen rapide zu. Beispiele: VW Touareg oder Limousinen am laufenden Band statt des gebuchten Oberklasse-Kombis. Die eine RSA verspricht dem Kunden einen Jaguar XE mit Diesel während der andere eine schon geblockte C-Klasse mit Benzinmotor aus dem System zieht und dem Kunden vorsetzt. Dazu RSA, die hartnäckig behaupten, externe Versicherungen würden bei „Specialcars“ wie einem VW Golf GTI nicht greifen – dabei läuft dieser als Beispielfahrzeug in der ganz alltäglichen Klasse CPMR. Auch, dass Kunden mit langer Miethistorie sich immer wieder für eben jene externe Versicherung rechtfertigen müssen. Dass bei jeder Miete erneut versucht wird, die absurd sinnfreie Glas- und Reifenversicherung zu verkaufen, hinterlässt ein herbes Geschmäckle auf der orangen Serviette. Dazu kommt der teils indiskutable Zustand der Mietwagen. Auch höherwertige Autos werden nicht nach jeder Miete durch die Waschanlage gefahren, sondern trocken abgewischt. Die Folge: Steinschläge und Kratzer unter einem dichten Insektenteppich und Bremsstaub, der es unmöglich macht, Felgenkratzer zu entdecken – sowohl für die Servicemitarbeiter als auch für die Kunden.

Schlechte Laune bei Mitarbeitern und Kunden

All diese Geschichten mögen Schilderungen penibler Kunden sein. Wahrscheinlich läuft ein Großteil der Mieten normal bis zufriedenstellend. Dennoch wirft das kein gutes Bild auf Sixt. Auch der deutlich gestiegene Anteil der Europcar-Mieten im Aktuelle-Miete-Thread spricht eine deutliche Sprache. Der Service ist einheitlich, weniger von Launen einzelner RSA abhängig und die Flotte ist der von Sixt in qualitativer Hinsicht mindestens gewachsen. Bei den Preisen muss am Ende jeder Kunde selbst vergleichen. Aber warum sollte man orange bezahlen, um einen Service wie bei Hertz zu erleben? Da weiß der Kunde immerhin, dass er sein Auto weder zu spät noch zu früh abgeben darf. Und es nützt auch nichts, dass man die „Flexi-Rückgabegarantie“ nach einer Beschwerde möglicherweise auf Kulanz von Sixt erstattet bekommt. Das ist nervig, umständlich und hinterlässt bei allen schlechte Laune: bei Sixt wegen des entgangenen Umsatzes, bei den zusätzlich belasteten Mitarbeitern und beim Kunden. Zusätzlich herrscht neben der Verärgerung nun auch noch Verwirrung: Sixt äußert sich nicht klar, ob die Flexi-Rückgabegebühr nun durchgesetzt wird oder nicht. Sie wurde jüngst aus den AGB gestrichen aber dennoch in der Praxis zum Teil berechnet.


Bild: Mietwagen-News/Mietwagen-Talk