Mietwagen: Wundertüte Winterreifen

Beim eigenen PKW ist der Wechsel von Sommer- auf Winterpneus schnell gemacht: Ein Satz Reifen kommt von den Achsen, der nächste drauf. Geübte Schrauber erledigen den Wechsel in einer halben Stunde. Wer noch mehr Zeit sparen möchte, nutzt die Reifenwechsel-Angebote der nächsten Autowerkstatt. Betrachtet man das Thema Winterreifen jedoch aus der Sicht eines Automieters, können unverhofft Probleme auftreten, mit denen man nicht gerechnet hat. Weder Hersteller noch Fabrikat kann man sich aussuchen und oft muss man sogar die ungeliebten Ganzjahresreifen mit Vorlieb nehmen. In der Regel sind bei den großen Autovermietungen wie Sixt, Hertz, Europcar oder Avis schon werksseitig Marken-Winterreifen montiert. Diesen Trend kann man im„Aktuelle Miete“-Thread auf mietwagen-talk.de bestens beobachten. Eine Faustregel gilt bei Winter wie auch bei Sommerreifen: Gesundes Misstrauen ist immer angebracht– wer sich mit den gestellten Reifen am Fahrzeug unsicher fühlt, sollte um einen Tausch des Autos bitten. Denn ein sicheres Fahrgefühl kann bei einer „eisigen“ Autofahrt den Unterschied ausmachen.

Fünf Faustregeln für eine sichere Fahrt

  1. Winterreifen sind keine Marketingfloskel. Tatsächlich können sie den Bremsweg bei bestimmten Temperaturen auch bei trockener Fahrbahn maßgeblich verkürzen. In den meisten europäischen Ländern sind sie im Winter Pflicht.
  2. Wenn Winterreifen nicht explizit per Gesetz vorgeschrieben sind (Deutschland oder Schweiz) muss die Bereifung trotzdem „den Witterungsbedingungen angepasst“ – ergo Winterreifen aufgezogen sein. Sonst drohen Bußgelder.
  3. Ein „M+S“ auf der Reifenflanke bedeutet keinesfalls eine Eignung als Winterreifen. Ausschlaggebend ist hier das Schneeflockensymbol.
  4. Wenn auf der Reise Straßenverhältnisse herrschen, die ohne Schneeketten nicht zu bewältigen sind, wären Schneeketten in der passenden Reifengröße ein guter Partner. Hier also VOR der Fahrt kontrollieren, ob die Autovermietung die richtigen Ketten bereitgestellt hat. Ggf. kann man sich auch zeigen lassen, wie sie montiert werden.
  5. Woran man einen „guten“ Winterreifen erkennen kann? Zunächst ist ein renommierter Hersteller ein Zeichen von Qualität. In der Tat schließen Goodyear, Dunlop, Michelin, Hankook und Co. deutlich besser in unabhängigen Tests ab als ihre Mitbewerber aus Fernost oder Südamerika. Ein guter Winterreifen weist außerdem mindestens 4 mm Profiltiefe und feine, zick-zackförmige Lamellen auf, die sich quer zur Fahrtrichtung auf den Gummiblöcken befinden.

Das wichtigste Werkzeug für winterliche Straßenverhältnisse ist aber nicht etwa ein modernes Auto oder ein Markenwinterreifen. Sondern eine angepasste und vorausschauende Fahrweise. Hier gilt wie eigentlich immer im Straßenverkehr: Langsam ankommen aber ankommen! In diesem Sinne allen Lesern eine sichere Fahrt während der Wintermonate.

Der Sommerreifentrick der Autovermietungen

In der Regel haben seit der Einführung der „Winterreifen“-Pflicht in Deutschland nahezu alle großen Autovermieter ihre Autos fast ausschließlich auf Winterreifen stehen. In unserem Forum gab es aus den Erfahrungen der letzten Jahre immer wieder Ausreißer von dieser nicht unüblichen Annahme. Beispielsweise kann es sein, dass Reifen-Umrüstungen nicht im System vermerkt sind. In der Annahme, ein Fahrzeug mit wintertauglichen Reifen zu mieten, hält man plötzlich den Schlüssel zu einem Auto in er Hand, das offensichtlich mit Sommerreifen bestückt ist. Hier gilt es also vor jeder Fahrt alle vier Reifen zu überprüfen: fahre ich das, was ich gebucht habe und in welchem Zustand befinden sich die Gummis? Wer sich aufgrund der Kürze der Automiete und der absehbar guten Wetterlage (in Deutschland sind Winterreifen witterungsabhängig vorgeschrieben!), kann durch den Verzicht auf die Winterreifengebühr ein paar Euro pro Tag gespart werden. Der Mieter muss in diesem Fall aber den Mitarbeiter der Autovermietung klar darauf hinweisen, dass das Fahrzeug im Mietvertrag mit Sommerreifen ausgewiesen wird. Idealerweise lässt man sich den Rabatt-Betrag direkt im Mietvertrag vermerken. Funktioniert dieser „Trick“ aus welchen Gründen auch immer nicht, kann man sich mit der Kopie vom Mietvertrag aber vertrauensvoll an die jeweilige Kundenbetreuung wenden. Hier wird dann meist ohne Probleme eine Rechnungsanpassung vorgenommen.

Allrad ersetzt Winterreifen? Denkste!

Landläufig hält sich hartnäckig der Gedanke, vier angetriebene Räder können Winterreifen ersetzen –ein Trugschluss. Denn der Grip, den Winterreifen im Vergleich zu Sommerreifen aufbauen können, liegt auf einem wesentlich höheren Level. Der Grund hierfür liegt in der Konstruktion der Winterreifen. Durch ihre lamellenförmig geschlitzten Blöcke arbeiten sie mehr – und „schütteln“ bei jeder Umdrehung Schnee und Eis aus ihrem Profil. Was dann wieder beim Auftreffen auf die Straße für erneuten Grip sorgt. Sommerreifen verfügen nicht über diese Eigenschaften. Da sie vor allem für Trocken- und Nasshandling gebaut wurden, walken ihre Blöcke durch fehlende Lamellen nicht so sehr. Was sich im Sommer also positiv auf den Kraftstoffverbrauch, die Geräuschkulisse und vor allem auf die Fahrsicherheit auswirkt, ist im Winter eher hinderlich. Auch vier angetriebene Räder können Winterreifen nicht ersetzen. Natürlich kommt das Auto besser vom Fleck, wenn alle Reifen Kraft übertragen können. Bei einer Bremsung sind aber (fast) alle Autos gleich: Ihre Masse schiebt über alle vier Räder. Hier zählt also jeder Meter, der durch gute Winterreifen gewonnen werden kann.

Woher rührt die Angst mit Ganzjahresreifen?

Um Kosten zu sparen, setzen viele Autovermietungen auf die praktischen Ganzjahresreifen. Insbesondere Fahrzeuge mit einer geplanten Laufzeit über zwei Jahreszeiten hinweg können mit diesen vermeintlichen Alleskönnern ausgestattet sein. Der Grund für diese Maßnahme ist eine einfache Überlegung: Autos mit reinen Sommerreifen können bei winterlichen Straßenverhältnissen nicht in die Vermietung gehen. Umgekehrt unterliegen reine Winterreifen im Sommer hohen Verschleißen und Kunden könnten sich speziell bei leistungsstarken Autos über ein unpräzises Fahrverhalten beschweren. Beide Szenarien können zu Mietausfällen führen, den sich die Anbieter nicht leisten wollen. Ergo führen Ganzjahresreifen zu einer entspannten Lage am Tresen der Autovermietung, oder? Nicht ganz! Denn wie bei allen anderen Reifen kommt es auch bei den ganzjährig zugelassenen Pneus auf Hersteller und Typ an. Ein guter Ganzjahresreifen ist auch bei Schnee und Eis immer noch besser als ein schlechter Winterreifen. Unsicher muss sich also niemand fühlen, der einen Mietwagen mit Ganzjahresreifen bewegen muss. Solange die Gummimischung von einem renommierten Hersteller kommt und eine „Schneeflockensymbol“ auf der Flanke zu finden ist, kann man beruhigt ins Auto steigen. Denn wie eingangs erwähnt setzen die Autohersteller werksseitig auf gute Reifen – im Sommer wie im Winter. Da die meisten Fahrzeuge bei den großen Autovermietungen fast immer neu sind, kann hier in der Regel von „fahrbarem“ Material ausgegangen werden. Der wirklich entscheidende Faktor sitzt aber hinterm Lenkrad. Mit einer angepassten Fahrweise können Situationen vermieden werden, die auch gute Winterreifen nicht verhindert hätten.


Quellen: reifen.com, Bundesverband Sachverständiger b.v.s


Bild: BMW