KM-Stand Abholung: 22.000
Gefahrene Kilometer: 700
Erhaltene Klasse: XDAR
Erhaltenes Fahrzeug: Audi A8 4.2 TDI
Motor: V8-Dieselmotor mit 4.134ccm Hubraum und 258kW (350PS), 800nM Drehmoment zwischen 1.750 und 2.750rpm, Beschleunigung auf 100km/h in 5,5 Sekunden
Sonderausstattung: Havannaschwarz Metallic, Komfortsitzpaket vorne mit Leder valcona schwarz, Solarschiebedach, Winter-Aluminium-Gussräder 18 Zoll, Sonnenschutzrollo elektrisch für Fond- und Heckscheibe, Standheizung, Ambientebeleuchtung, Sitzblüftung und Massagefunktion vorne, Fondsitz-Paket Einzelsitze (enthält u. a. 4-Zonen-Klima, Sitzheizung hinten, Memory-Funktion für die hinteren Sitze), Assistenzpaket inklusive Audi pre sense plus (enthält Side Assist, Einparkhilfe plus, Adaptive Cruise Control und Pre Sense Plus), Lane- und Side-Assist, Tempolimitanzeige, Komfortschlüssel mit elektrisch öffenender und schließender Gepäckraumklappe, MMI Navi plus, Bose-Surround-Soundsystem, TV-Empfang, DVD-Wechsler
Fahrzeugpreis: 119.830 Euro (Basis 92.700 Euro) – Preis aus Konfigurator
Bereifung: 18-Zoll-Winterreifen (235/50 bis 210km/h)
Durchschnittsverbrauch: 10,2 l/100km
Once upon a time …
Schon lange XDAR-entwöhnt (Ende Oktober eine S-Klasse von Hertz) wurde es mal wieder Zeit für etwas Besonders. Bevorzugt einen Audi A8 4.2 TDI. Also flux bei Sixt XDAR reserviert und in das Bemerkungsfeld „Audi oder BMW“ geschrieben. Am Freitagmorgen dann frohgemut über den Parkplatz der Station Leverkusen gelaufen, und was sehen meine Augen: Die opulente Schnauze eines Audi A8.
Mit einem Hallo und der Aussage: „Wir haben etwas schönes für Sie!“ wurde ich begrüßt. Also ein Audi A8 4.2 TDI. Das klappte doch ganz gut. Der RSA tippt und tippt und stutzt. Nanu, warum ist das denn billiger geworden. Winterreifenzuschlag raus? Ja, der Vertrag sagt: „Mit meiner Unterschrift bestätigte ich, dass das Mietfahrzeug auf meinen Wunsch hin NICHT mit wintertauglicher Bereifung ausgestattet ist!“. Auf dem Schlüssel war das W (das für Winterreifen steht) durchgestrichen, laut Ausstattungsliste wären M+S-Reifen verbaut.
Was nun? Ich gab dem RSA zu verstehen, dass ich auch mit Sommerreifen klar käme (und das sollte sich dann auch bestätigen). Ich bot an, mir die Reifen mal anzusehen. Und? Klar, Sommerreifen! Ich nahm das Fahrzeug trotzdem. Wer will schon einen A6 fahren (auch wenn er 245 PS hat), wenn er einen A8 4.2 TDI haben kann UND keinerlei Schneefälle zu erwarten waren.
Also zog ich davon. Zwei Stunden später meldete sich die Station wieder. Man bot mir an den A8 gegen einen mit Winterreifen zu tauschen. Wie vereinbart war ich dann (nachdem ich den abzugebenden A8 betankt hatte) um 13 Uhr in der Station. Leider aber kein A8. Also musste ich 45 Minuten warten. Was tut man nicht alles für ein schönes Auto. Trotzdem ein guter Service und nochmal vielen Dank an die Station in Leverkusen.
The good …
Der Audi A8 hatte 4.000km mehr auf der Uhr und war mit 18-Zoll-Winterreifen (H-Index) ausgestattet. In schwarz gefiel er mir auch wesentlich besser als in silber. Also Schäden gecheckt (wovon es nur drei gab, im Vergleich zu den 10 vom ersten A8) und ab in die gute Stube. Mit einem satten Plopp fällt die Tür zu und man sitzt auf den wirklich tollen Komfortsizen. Zwischenzeitlich bewundert man die Innenraumqualität, die hier auf höchstem Niveau ist. Das Lenkrad und die Oberflächen fühlen sich toll an und versprechen Luxus.
Also Zündung an, Handy gekoppelt, SD-Karte mit Musik einschieben und Sitze einstellen. Letzteres geht für die Basisfunktionen wie üblich elektrisch unten am Sitz. Für alle weitere Funktionen ist ein runder Taster (für die vier Richtungen) mit einem Hebel seitlich daran ebenfalls unten an den Sitzen angebracht. Berührt man diesen, so erscheint auf dem Display eine Overlayanzeige, mit der man dann alle anderen Sitzeinstellungen (Lehne, Schulter, Lordose, Auflagefläche) sowie die Massagefunktion einstellen kann. Damit ist man für einige Zeit beschäftigt. Nachdem die Spiegel und das Lenkrad eingestellt sind kann es losgehen.
Ein beherzter Druck auf den On-Knopf und es passiert … nichts. Denn es ist sehr kalt draußen und es muss erst vorgeglüht werden. Natürlich nicht mit einem dämlichen Symbol. Nein, es erscheint der Text „Der Motor wird gestartet“. Da musste ich doch glatt mal laut lachen. Es reicht ja nicht, dass man jeden Morgen mit „Windows wird gestartet“ begrüßt wird, nein, jetzt geht das schon im Auto los.
Nach einer kurzen Diesel-Gedenksekunde geht es dann aber endlich los. Hör- und fühlbar erwacht das Dieselmonster zum leben. Also Schubhebel (den ich im richtigen Leben übrigens recht praktisch fand, weil der Arm darauf ruhen kann) in D-Position, Bremse auf und los geht’s. Recht unspektakulär gleitet der A8 vom Parkplatz.
Im Prinzip ist man sofort eins mit dem Fahrzeug und möchte ihn nicht mehr hergeben. Kurze Zeit danach auf der Autobahn mal kurz Gas geben. Holla geht die Kiste nach vorne. Ein Grinsen zeichnet sich auf dem Gesicht ab – und bleibt da! Die 800nM Drehmoment hantieren mit der schweren Karosse, als würde das alles praktisch nichts wiegen. Ich konnte es praktisch nie erwarten, dass, nachdem ich ausgebremst wurde, die Bahn wieder frei wurde und ich wieder beschleunigen konnte. War für ein großer Spaß! Dabei gibt der Motor einen schönen Bariton-Sound von sich der seines gleichen sucht. 8-Zylinder! Damit ist alles gesagt.
Die Lenkung (möglicherweise war hier die Direktlenkung verbaut, ich weiß es nicht) passte zum Motor und Getriebe. Präzise ist das Stichwort. Die Automatik tut das was sie soll und man bemerkt sie praktisch nicht. So soll das sein.
The bad …
Nach dem der Audi A8 4.2 TDI in den wirklich wesentlichen Funktionen mehr als überzeugen kann, jetzt ein paar Worte zu den Schwachstellen. Wie auch schon in anderen Berichten zu diesem Fahrzeug, muss ich die Bedienung von Navi und Infotainment ein wenig geißeln. Das Wort „gewöhnungsbedürftig“ fällt mir dazu ein. Man wird sich sicher dran gewöhnen können, aber es geht nicht ohne Handbuch. Die Ergonomie ist sicher ausbaufähig.
Die obersten Menüebenen sind wirklich schön gestaltet worden, sobald man aber tiefer eindringt, kommen die altgedienten Audi-Oberflächen zum Vorschein. Das empfand ich als klarer Stilbruch.
Ein Beispiel an das ich mich spontan erinnere: Ich möchte den Beifahrersitz verstellen. Das ist im BMW 7er und in der S-Klasse kein Problem. Man betätigt einen Knopf bei der eigenen Sitzverstellung die dann anschließend auf den Beifahrersitz wirkt. Beim Audi A8 ist dafür ein wenig Aufwand von Nöten. Wie es geht verrät das Handbuch (es sei denn, man ist Informatiker und Kummer gewöhnt und kommt von selbst drauf). Man drückt den Car-Knopf, geht zum Sitze-Untermenü und nach drei oder vier weiteren Knopfdrücken kann man den Beifahrersitz verstellen. Klar, mag man einwenden, so oft braucht man das nicht. Aber wenn doch?
Die Assistenten (bis auf Nachtsicht war alles vorhanden) funktionierten dann so, wie man das von der S-Klasse gewohnt ist. Den Totewinkelassistent finde ich sogar besser. In den Seitenspiegeln ist eine senkrechte Reihe von LEDs unterbracht, die klar erkennbar leuchten, wenn sich ein Fahrzeug dem toten Winkel nähert. Sie blinken gar hektisch, sobald man den Blinker auf der betreffenden Seite setzt.
Gefallen hat mir auch das Licht, obwohl ich immer denke, dass das beste Licht nach wie vor von Mercedes kommt. Ich kann nicht klar sagen, warum ich das denke. Die Ambientebeleuchtung im Audi A8 ist dafür großartig. Beleuchtet wird nicht nur der Fußraum, sondern auch die oberen Seitenleisten und die vorder Ausbuchtung mit der Schiebedach- und Lichtbedienung. Darum herum ist eine Lichtleiste die hell (und natürlich bei Farbton und Helligkeit einstellbar) leuchtet. Das kam bei meinen Mitfahrern wirklich gut an.
Schön fand ich auch das Multifunktionslenkrad und die Menübedienung im Kombiinstrument. Man kann mittels eines Lenkradknopfs das Getriebe in den M-Modus versetzen und mittels Schaltpaddels dessen Arbeit selbst verrichten. Nicht klar ist, warum man das eigentlich braucht? Könnten man nicht durch Betätigung der Paddels in den M-Modus wechseln? Wie dem auch sei: lustig!
Richtig gehend toll ist die Anzeige, wie weit es bis zum nächsten Rastplatz ist (in km und in Minuten) und ob dort ein Restaurant, eine Toilette oder nur die Botanik auf einen wartet.
And the ugly ...
Ja, häßlich und Audi? Alles letztlich Geschmackssache. Aber eine richtige Schönheit ist der Audi A8 jetzt nicht. Natürlich ist er nicht häßlich. Vielleicht unauffällig (solange er nicht als LED-Lichtfront im Rückspiegel auftaucht). Vielleicht genau das richtige für jemanden, der eine S-Klasse zu altbacken und einen 7er zu prollig findet. Das Fahrzeug erregt keinerlei Aufmerksamkeit. Einfach ein schwarer Audi, der von weitem auch ein Audi A6 sein könnte (nicht mehr, wenn der A8 direkt daneben steht). Man kann es vermutlich getrost am Straßenrand abstellen ohne Angst vor einem feuerbedingten Versicherungsschaden zu haben.
Fazit
Insgesamt ist die Paradedisziplin des A8: Autofahren mit großem Spassfaktor, mit großem Luxus und mit kleinem (im Verhältnis gesehen) Verbrauch. Der ist mit etwas über 10 Liter nämlich mal richtig gut. Das verbraucht ein 740d xDrive wohl problemlos und ein MB S350 Bluedingens auch. Also hier klarer Sieg an Audi. Das man bei gleichem Verbrauch (im Verhältnis zur Konkurrenz) einen Achtzylinder erhält, ist natürlich schön. Das man ein paar Euro dafür mehr bezahlen muss, vielleicht weniger. Aber für mich als Mietwagenfahrer spielt das natürlich keine Rolle.
So ist meiner Meinung nach Audi hier ein großer Wurf gelungen (bei Abzügen für die Bedienung). Ein tolles Fahrzeug, über das ich mich gerne wieder freuen werden. In drei Wochen steht die nächste XDAR-Resi an!
Bilder