Fahrer bei der Autovermietung

  • Da es schon einige Zeit zurückliegt, schreib ich mal was dazu.


    Ich war in verschiedenen Großstädten für Stadtstationen von Hertz und Avis als Fahrer tätig. Die erste Erkenntnis war, dass bei Stadtstationen eigentlich fast nichts im Stationsgeschäft läuft. Mal kommt auch einer zur Tür rein, aber die Hauptarbeitszeit und -umsatz hat mit Zustellungen zu Geschäftskunden zu tun. Da gab es Kunden, bei denen fast mehr Fahrzeuge auf dem Firmenparkplatz standen als an der Station und die einen eigenen Schlüsseltresorautomaten ähnlich den Sixtautomaten hatten.
    Je nach örtlicher Philosophie wurden die Autos mal generell durch die Waschanlage gefahren, mal per SB-Anlage abgespritzt und mal vorwiegend per Hand an der Station gereinigt. Die Fahrtstrecke zu den Kunden betrug durchschnittlich 10 km. Teilweise wurden auch nicht besetze Bahnhofsstationen oder Tankstellenstationen mit Fahrzeugen versorgt und etwa einmal pro Woche gab's auch längere Fahrten zum Austausch mit Nachbarstationen.
    Der Umgang mit den Fahrzeugen hat immer Spaß gemacht. Bei Avis waren die Porsche überraschend häufig da, alle paar Tage "musste" einer bewegt werden. Eine der schönsten Fahrten war die mit einem 911 997 Carrera 4 GTS, in dessen technischer Überprüfung natürlich die des Cabrioverdecks nicht fehlen durfte - es funktionierte ganz ausgezeichnet. Spaß gemacht hat auch eine Tagestour, bei der ein Fahrzeug 400 km entfernt ausgetauscht werden musste.
    Zur Arbeit gehört neben der Reinigung, der Zustellung und Abholung auch die Fahrzeugübergabe und -Rücknahme mit Schadensüberprüfung. Bei dem 50.000 km gelaufenen Daily kann das echt lustig werden.
    Die Bezahlung war für neben dem Studium in Ordnung, leben können hätte man davon in vor-Mindestlohnzeiten aber nicht.

  • Ich hänge da noch Erfahrungen zur Arwe Service GmbH dran :)


    Mein Traum war schon immer gewesen, die großen Stationen nicht nur zu bestaunen, sondern mitzumachen. Vor einiger Zeit ergab sich die Gelegenheit dazu, an einer großen deutschen Flughafenstation für die Arwe zu arbeiten. Die Arbeit lief so ab:
    Die Kunden stellen die Fahrzeuge von Sixt, Europcar, Hertz und Enterprise im Rückgabebereich ab, Avis und Buchbinder haben je eigenes Personal. Von anderen Arwe-Kollegen werden die Fahrzeuge dann eingecheckt und Schäden erfasst und Laufzettel eingelegt. Ich nehm dann das nächste Fahrzeug aus der Reihe und fahr über die Reifendruckkontrolle. Nach dem Überfahren einer Messschwelle wird der Reifendruck auf einem Bildschirm angezeigt. Danach gehts zum Saugen, was andere Kollegen übernehmen. Während der Reinigung überprüfe ich die Scheibenwaschflüssigkeit und Motoröl. Die Motorölüberprüfung wird zwar immer wieder durch Vorgesetzte angemahnt, aber fast keiner macht es. Dann aus dem Parkhaus raus zur Waschanlage, ggf. vorher tanken. Während der Wäsche die Armaturen mit nem Wischlappen reinigen, wird aber nahezu nicht gemacht. Nach der Wäsche den Reifendruck ggf. korrigieren; um dabei jemanden außer mich zu sehen mussten schon Weihnachten und Ostern zusammenfallen.
    Zurück zum Parkhaus und nach den Wünschen der Vermieter parken, EC-Fahrzege bis Mittelklasse hier, M-Fahrzeuge für Sixt dort, 9-Sitzer woanders usw.
    Vorher mitgenommenen Spiegelanhänger rein, Radio auf lautlos, Radio aus, Klimaanlage aus, Tageszähler nullen; auf diese Sachen wurde viel Wert gelegt. Scheiben trocken wischen und Stellplatz auf einem Laufzettel notieren. Bei den vielen Fahrzeugen und den unterschiedlichen Etagen kann man hier schonmal was falsches notieren, wodurch man als Kunde dann manchmal sein Auto nicht findet, weil ein falscher Stellplatz im System hinterlegt ist. Laufzettel wird dann an einem Portal zusammen mit dem Mitarbeiterausweis gescannt und zusammen mit dem Schlüssel in eine Box eingeworfen.
    Von Zeit zu Zeit werden die Schlüssel mit Listen zu den Vermietern gebracht.
    Zu den Aufgaben zählten auch, Kunden den Weg zum Auto zu zeigen, eine Einweisung zu geben, Kindersitze zu organisieren und Fahrzeuge vorzufahren. Vom Neuwagensammelplatz haben wir die Neuwagen geholt und ausgeflottete Fahrzeuge dort abgestellt. Dort wurde dann Kraftstoff abgepumpt und damit die Neufahrzeuge betankt.


    Die Autobegeisterte Fraktion überwiegt unter den Fahrern. Aus dem Rückgabebereich muss man die Fahrzeuge der Reihe nach nehmen, aber wenn keiner guckt lässt man den Corsa von Enterprise stehen und nimmt den 330d von Sixt dahinter. Ich bin ja schon recht flink unterwegs, aber über vieles dort konnte ich nur den Kopf schütteln. Wenn die E63 zum Ausflottungsplatz überführt wird, kann man sich vorstellen, was da los ist. Wobei es dort das erfahrene Fahrerlager gab, deren Fähigkeiten mich wirklich erstaunt haben und weniger erfahrene Kollegen. Ein befreundeter Kollege hatte einen Unfall mit einem 100.000-€-teuren Fahrzeug mit erheblichem Sachschaden, Personenschaden habe ich während meiner Zeit nicht erlebt.
    Die Überwachung durch Vorgesetzte ist sehr eng, wobei es darunter auch Autoliebhaber gab, die dann ein Auge zudrücken. Eigentlich durfte man alles oberhalb von Mittelklasse erst ab einer bestimmten Betriebszugehörigkeit fahren, aber da gab es dann nach liebem Fragen oft Ausnahmen. Oder wenn keiner da war, hab ich einfach gemacht, dem Versicherungsrisiko im Schadensfall war ich mir bewusst.


    Bezahlt wurde vor dem Mindeslohn pro Auto. Wenn man in einem mir angenehmen Tempo arbeitet, kommt man damit finanziell nicht nachhaltig zurecht. Andere haben sich aber jeden Tag abgehetzt und da kam dann ordentlich Geld zusammen. Normal waren so zwei/drei Autos pro Stunde, Rekordwerte waren knapp über zehn.


    Ich hab auch manchmal Quartett gespielt, an einem Tag hatte ich A1, A3, A4, A5, A6 und A7 - alle an einem Tag, A8 kam leider die ganze Zeit nicht rein. Sehr angenehm waren die S-Klassen mit Massagesitz in der Waschstraße und am meisten Spaß gemacht haben die GTI von Europcar, die XF von Enterprise und die 335d/30d und 435i von Sixt.

    Ich hatte da eine wunderbare Zeit aber nach ein paar Monaten war dann auch wieder gut.

  • LZM
    Arwe verwendet dafür Pneuscan: http://www.ventech.de/de/so-funktioniert-pneuscan


    Dass dadurch eine so präzise (auch wenn es nur eine Nachkommastelle ist) Messung möglich ist, kann ich mir jedoch nicht vorstellen. Unterschiedliche Reifen vorformen sich doch auch anders.

    Danke, dieses Prinzip verstehe ich jetzt. Gleichwohl habe ich auch meine Zweifel, wie das für eine sehr große Bandbreite an Fahrzeugen zuverlässig funktionieren soll.

  • Wie funktioniert das technisch?


    Zitat von der Website:
    "PNEUSCAN ATM analysiert den Fußabdruck des Reifens und berechnet hieraus den Reifendruck."


    Wahscheinlich kann man damit aber nur Feststellen, ob zu viel, zu wenig oder passend Druck drauf ist...


    Zitat:
    "Liegen die Ergebnisse im Toleranzbereich, signalisiert ein grünes Licht, dass alle Reifen ok sind. Ein rotes Licht weist auf die Notwendigkeit einer Überprüfung hin."

  • Man muss auch erstmal den gemessenen Wert mit dem korrektem Luftdruck vergleichen - da hört es glaube ich dann schnell auf. Sofern nicht ein Reifen sich von den anderen 3 massiv unterscheidet pumpt da glaub keiner nach.


    Also eher eine "Reifenpanne"-Messstelle, als eine Reifendruckkontroll-Messtelle

  • Zwischen der Diskussion um heisse Luft bedankt ich mich bei peak_me fuer den Bericht. Ich frag mich wo du dein Vermoegen her hast, damit du mit solchen Hobbies deine Zeit verbringen kannst. ;)

  • Herrlicher Bericht @peak_me: Hatte gerade viel Spaß beim lesen. Interessant wäre mal, ob man nach der Einführung des Mindestlohns eine Verbesserung des Reinigungszustands feststellen kann. Denn wenn pro Auto bezahlt wurde, ists klar, warum da einige nicht ganz so sauber bereit gestellt werden. Mit Bezahlung pro Stunde wäre es ja dann quasi "egal" wie viele Autos geschafft werden (mal abgesehen von Vorgaben per Dienstanweisung).


    Schön finde ich die Idee des Autoquartetts :D

  • Jeder Mieter sollte seinen Reifendruck selber kontrollieren.


    Die Funktion dieser Reifendruckkontrolle war mir zunächst auch nicht klar, da doch der Druck auf die Messschwelle vom Fahrzeuggewicht abhängig ist. Dass die den Druck aus der Reifenform ermitteln können, finde ich echt gut.
    Auf dem Display erscheint für jedes Rad der Druck in bar, welcher dann grün oder rot hinterlegt ist. Ich glaube, alles unter 2,0 bar war rot. Wenn man zu schnell drüber gefahren ist, wurde nicht gemessen und es erschien eine Mitteilung darüber. Außerdem musste man kurz warten, bis ein Ergebnis angezeigt wird. Etwa die Hälfte aller Autos sind zu schnell drüber gefahren oder die Fahrer haben das Ergebnis nicht mehr gesehen. Wenn ich es eilig hatte, ist auch mir das vorgekommen.
    An der Reifenpumpstation habe ich in den Monaten meiner Arbeit etwa zehn Mal insgesamt jemanden außer mir gesehen, es wurde also bei nahezu keinem Auto der Luftdruck korrigiert. Abends wird die Anlage schon vor Feierabend abgeschaltet und ich musste Überzeugungsarbeit leisten, sie wieder für mich einzuschalten. Wenn ich den Druck korrigiert habe, konnte ich den Wert vom analogen Manometer ja mit dem der Messanlage vergleichen und die Werte haben oft gut übereingestimmt.


    Bei den Hertz-Fahrzeugen musste die Reifendruckkontrolle in deren Dokumentierungskarte vermerkt werden. Dies haben die Checker pauschal bei jedem Hertz-Fahrzeug gemacht. Das wäre schlüssig, wenn der vorgeschriebene Arbeitsablauf eingehalten würde und bei jedem Fahrzeug danach die Kontrolle stattgefunden hätte, hat sie aber halt nicht.
    Es gibt aber für mich drängendere Probleme der Ungerechtigkeit auf dieser Welt, deren Beseitigung ich meine Kraft schenken möchte


    Zitat

    Schön finde ich die Idee des Autoquartetts :D

    Als nahe dem Schichtende ein A1 reinkam, hab ich mich riesig gefreut. Es war auch nicht ganz einfach, die Kollegen im Checkinbereich davon zu überzeugen, dass ich unbedingt den A1 übernehmen muss, um die historische Chance zu nutzen, mein Quartett zu komplettieren.


    Ich habe noch vergessen zu erwähnen, dass ich manchmal auch für DriveNow eingesetzt wurde.
    Manchmal platze das Parkhaus aus allen Nähten und wir wussten garnicht mehr, wo wir die ganzen zurückkommenden Fahrzeuge unterbringen sollten und manchmal war total tote Hose. An diesen Tagen war ich dann manchmal für DriveNow unterwegs, jedoch nur im Transfer und nicht in der Reinigung. Dazu hatte ich die coolste Karte überhaupt:
    alle DriveNow-Fahrzeuge ließen sich damit öffnen :thumbsup:
    Wir waren im Team unterwegs und aus der Zentrale kamen Fahraufträge aufs Handy. Meist sollten Fahrzeuge aus abgelegenen Gebieten zu den immer gleichen Abstellpunkten gefahren, in deren Nähe wohl die Kundendichte hoch ist. Diese Tätigkeit mochte ich sehr.

  • bei DEN, also allen, Autos halte ich für übertrieben – ist es nicht so, dass nur eine Reifenbdruckkontrolle vorgeschrieben ist, welche einen Druckabfall signalisiert, und keine, die den Ist-Wert misst und darstellen kann?