Bahnstreikthread

  • Nur weil das geforderte nach dem Theater gegeben wird und dem Druck nachgegeben wird, kann man noch längst nicht behaupten, dass Streiks richtig und wichtig sind. Das sind ja erstmal zwei völlig unterschiedliche Fragestellungen.

  • Nur weil das geforderte nach dem Theater gegeben wird und dem Druck nachgegeben wird, kann man noch längst nicht behaupten, dass Streiks richtig und wichtig sind. Das sind ja erstmal zwei völlig unterschiedliche Fragestellungen.

    Aber das ist doch auch der verfassungsmäßige Sinn von Streiks, Druckausübung durch den Arbeitnehmer auf den Arbeitgeber.


    Der AG hat in der allgemeinen Arbeitsbeziehung fast immer mehr Möglichkeiten zur Druckausübung auf den AN als andersherum, deshalb sind Streiks wichtig, um raffgierigen Arbeitgebern Grenzen aufzuzeigen sowie gleichzeitig zu verdeutlichen, wie düster es ohne das streikende Personal aussähe.


    Aber auch das jetzige Angebot (https://www.deutschebahn.com/d…os-zum-GDL-Streik-6174662) wird vermutlich den (im Güterverkehr begonnenen) Streik nicht abwenden, über Betriebsrenten wird immer noch nicht gesprochen und die Laufzeit ist für die GDL noch zu lang.


    Wieso Boni-Manager Seiler den Vorschlag nicht schon am Montag vorgelegt hat, weiß wohl auch nur er, diese Verschleppung bringt ihm nichts, die GDL kann dank des DGB im Hintergrund auch noch drei Wochenstreiks dranhängen, irgendwann knickt die Bahn schon ein.

  • Nur weil das geforderte nach dem Theater gegeben wird und dem Druck nachgegeben wird, kann man noch längst nicht behaupten, dass Streiks richtig und wichtig sind. Das sind ja erstmal zwei völlig unterschiedliche Fragestellungen.

    wenn du so etwas sagst hast du nicht verstanden, was Streiks eigentlich sind und wo die historisch herkommen

  • wenn du so etwas sagst hast du nicht verstanden, was Streiks eigentlich sind und wo die historisch herkommen

    Analog zum Verkehrskonzept der Niederlande würde ich sagen ^^


    Ich warte ja noch auf den Tag an dem das Streikrecht auch noch abgeschafft wird, zusammen mit der "Flexibilisierung der Arbeitszeit" wie sie ja momentan von den üblichen zwei Verdächtigen gefordert wird.

  • wenn du so etwas sagst hast du nicht verstanden, was Streiks eigentlich sind und wo die historisch herkommen

    Außer Arbeiterkampfrhetorik von vor 50-100 Jahren: Was hat das Ergebnis eines „Arbeitskampfes“ mit dessen Angemessenheit zu tun? Das sind doch zwei völlig unterschiedliche Dinge.


    Ich persönlich halte Streiks generell außer in wenigen Ausnahmefällen für absoluten Unsinn, das gebe ich gerne zu, aber das ist bei der Frage ja bewusst außen vor: Nur weil ich durch Maßnahme x etwas erpresse, wo ist da die Implikation, dass diese Maßnahme verhältnismäßig und angebracht ist? Sehe da die Verbindung einfach nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von ChevyTahoe ()

  • Ich persönlich halte Streiks generell außer in wenigen Ausnahmefällen für absoluten Unsinn, das gebe ich gerne zu, aber das ist bei der Frage ja bewusst außen vor: Nur weil ich durch Maßnahme x etwas erpresse, wo ist da die Implikation, dass diese Maßnahme verhältnismäßig und angebracht ist? Sehe da die Verbindung einfach nicht.

    Sagt sich halt auch sehr leicht heraus als BWLer im Consulting. Da kannst du einfach an Zielvereinbarung geknüpfte individuelle Bonis vereinbaren wenn du mit deinem Gehalt oder so nicht zufrieden bist. Was soll der Lokführer denn machen außer sich kollektiv in einer Gewerkschaft zu organisieren um seine Interessen zu vertreten?

  • Außer Arbeiterkampfrhetorik von vor 50-100 Jahren: Was hat das Ergebnis eines „Arbeitskampfes“ mit dessen Angemessenheit zu tun? Das sind doch zwei völlig unterschiedliche Dinge.


    Ich persönlich halte Streiks generell außer in wenigen Ausnahmefällen für absoluten Unsinn, das gebe ich gerne zu, aber das ist bei der Frage ja bewusst außen vor: Nur weil ich durch Maßnahme x etwas erpresse, wo ist da die Implikation, dass diese Maßnahme verhältnismäßig und angebracht ist? Sehe da die Verbindung einfach nicht.

    Mein Lieber,

    damals beim Daimler vor 100 Jahren mussten die Mitarbeiter sowas wie Duschen erstreicken.

    Ein AG sitzt immer am längeren Hebel und lässt wenn möglich seine Arbeitnehmer bluten. Eine Gewerkschaft und Streiks sind die einzige Möglichkeit für bessere Rechte zu kämpfen.

    Ein Lokführer hat einen tollen Job und glaub mir, jeder macht diesen Job sehr sehr gerne. Doch man arbeitet mit absolut unwürdigen Schichten, gerne mal 14 Stunden um dann 10 Stunden daheim zu sein und wieder 9 Stunden zu arbeiten. Man hat eine enorme Verantwortung für bis zu 1.000 Menschen hinter sich und bekommt 0 Wertschätzung, man arbeitet unter teils enormen psychischen Belastungen, oder magst du mal bei 250 km/h sehen wie ein Mensch vor deiner Scheibe explodiert?


    Nur weil viele Eisenbahner mit Herz dabei sind gibt es dem AG nicht das Recht die Langzeitkonten zu löschen, jahrelang erarbeitete Überstunden damit zu streichen, die Flexibilität und Planungssicherheit die es gab mit Füßen zu treten.


    Mag ja sein, dass jeder denkt, dass Zug fahren nur das SiFa Pedal drücken ist, aber was machst du, wenn du 800 Menschen hinter dir hast, dein Zug auf einmal lautstark per Sprachausgabe „Bremsausfall“ meldet und du auf ein rotes Signal zu fährst, weil der Bahnübergang nicht gesichert werden kann?

    Was machst du, wenn auf einmal die Anweisung kommt, dass du auf Befehl, ohne Signale im Gegengleis fahren sollst und niemand sagen kann, ob das Gleis frei ist?

    Was machst du, wenn auf einmal die Oberleitung runter hängt, 15.000 Volt um dich herum schwirren und du Menschen im Zug hast?


    Ich möchte damit sagen, dass der Job kein leichter ist. Aber jeder macht ihn gerne. Und deswegen ist man auch Lokführer, weil es Spaß macht. Aber dennoch darf man dafür arbeiten, damit sich Dinge verbessern.

  • Außer Arbeiterkampfrhetorik von vor 50-100 Jahren: Was hat das Ergebnis eines „Arbeitskampfes“ mit dessen Angemessenheit zu tun? Das sind doch zwei völlig unterschiedliche Dinge.


    Ich persönlich halte Streiks generell außer in wenigen Ausnahmefällen für absoluten Unsinn, das gebe ich gerne zu, aber das ist bei der Frage ja bewusst außen vor: Nur weil ich durch Maßnahme x etwas erpresse, wo ist da die Implikation, dass diese Maßnahme verhältnismäßig und angebracht ist? Sehe da die Verbindung einfach nicht.

    Wenn man keine Streiks will (was natürlich legitim ist) muss man die Lokführer halt verbeamten, wie es früher der Fall war und die damit einhergehenden Vor- und Nachteile in Kauf nehmen.


    Denn u.a. genau der verbeamtete Anteil der Lokführer hält gerade den Notbetrieb aufrecht.


    Aber Streiks sind zurzeit das einzige Druckmittel der Lokführer gegen die DB, was bliebe sonst noch? Der AG würde einfach über die Forderungen lachen, in dem Wissen, dass das Gros der Beschäftigten nicht einfach kündigen kann, weil sie Rechnungen zu bezahlen haben. Das Streikrecht ist das einzig durchgreifende Mittel, um Arbeitgeber an einen fairen Umgang mit ihren Arbeitnehmern zu erinnern und gute Arbeitsbedingungen zu schaffen.

  • Das passiert dann also jedem, ständig und immer wieder? Glaub ich dir nicht.

  • Das passiert dann also jedem, ständig und immer wieder? Glaub ich dir nicht.

    Glücklicherweise ist das für jeden nicht täglich. Aber Schienen-Suizide gibt es etwa 3 am Tag.

    Störungen sowieso und das meiste bekommt niemand mit.


    Mir ist letztens auf einer eingleisigen Strecke auf einmal ein Zug entgegen gekommen, ich war auf 120 km/h. Da rutscht dir das Herz ganz schön wohin.

  • Kaveo: Viel Pathos und urige Arbeiterromantik aus der Zeit der Dampfmaschinen und Webstühle, sei dir gegönnt, aber das beantwortet immernoch nicht die Frage, wo der Zusammenhang zwischen Ergebnis und Art und Umfang einer Maßnahme ist.


    Du behauptest, ich wüsste nicht wo Streiks herkommen, nur weil ich in diesem Fall die Implikation nicht mitgehe, dass sie richtig und wichtig waren - nur weil in dem Fall der Arbeitgeber den Forderungen nachgegeben hat. Das hat doch überhaupt nichts miteinander zu tun. Klar muss er irgendwann nachgeben - er ist ja auch Kunden und Eigentümern gegenüber zu möglichst geringen Verlusten und Schäden verpflichtet.

    "Mit Kanonen auf Spatzen schießen" ist ja in der Regel auch erfolgreich: Spatz ist tot. Ist das deshalb angemessen? Totale Ausgangssperre ist auch erfolgreich gegen Corona, ist sie deshalb angemessen?


    Ob der Job anspruchsvoll ist oder nicht, wurde hier ja gar nicht in Frage gestellt. Das kann man für die meisten Jobs auch gar nicht beurteilen, in denen man noch nie selbst gearbeitet hat.


    Im Übrigen scheint es ja auch Lokführer zu geben, die auch ohne die GDL und deren aggressiven Streiks überleben. Sogar die Mehrheit der Mitarbeiter der Deutschen Bahn, die sicherlich alle genauso mit Leidenschaft und gut ausgebildet dabei sind, wie die der radikalen Splittergewerkschaft. Es stellt ja auch niemand in Frage, dass sich Berufsgruppen irgendwie organisieren dürfen, wenn sie den Drang dazu verspüren. Nur muss das eben alles verhältnismäßig sein und auch das wirtschaftliche Umfeld des eigenen Arbeitgebers berücksichtigen.

    Wenn man keine Streiks will (was natürlich legitim ist) muss man die Lokführer halt verbeamten, wie es früher der Fall war und die damit einhergehenden Vor- und Nachteile in Kauf nehmen.

    Verbeamtung des Betriebs halte ich für sehr ineffizient, in der Infrastruktur/Netz kann man vielleicht darüber nachdenken. Dann muss man aber auch den Betrieb offen ausschreiben. Dadurch würden sich Operator die regelmäßig durch Streik blockiert werden oder zu teuer werden aber schnell wieder verabschieden müssen und der Betrieb würde an andere Auftragnehmer vergeben. Können sich deren MA ja dann überlegen, ob das so sinnvoll ist, dem eigenen AG die Aufträge zu nehmen. Finde das Modell vom RRX da in der Tat akzeptabel.

    Einmal editiert, zuletzt von ChevyTahoe ()

  • Du setzt aber voraus, dass die Arbeitnehmer eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen (inklusive Gehalt) selbstständig (und alleine) bewirken können. Das ist doch aber in solchen Berufen mitnichten so.

    In "unserer" Welt gibt es halt (persönliche) ausgehandelte Zielvereinbarungen / Leistungsentgelte / diverse Zulagen etc.

    Der Arbeitgeber kommt selten von alleine mit der Gießkanne vorbei. Dafür braucht es organisierte Arbeitnehmer und das geht nunmal am Besten in einer Gewerkschaft.

    Der Streik sollte das letzte Mittel sein, ist aber leider (zu) oft zum einzigen Mittel in den letzten Jahren geworden (zumindest jedenfalls die Streikandrohung).