Da steht der Dicke nun im Hof. Fünfmeterzwanzig lang, knappe zwei Tonnen schwer und vorne ein Biturbo-V8 mit 450ps. Eigentlich beste Voraussetzungen für einen netten Arbeitstag. Wären da nicht die paar kleinen Schönheitsfehler dieser 160.000€ Limousine aus Bayern.
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Vorweg: Ich bin großer Fan dieser Fahrzeuggattung. Habe also keine Vorurteile gegen die ausufernden Abmessungen, den großen V8 unter Haube oder den ab und zu unverhältnismäßigen Trinksitten. Aber was BMW da so auf die Beine gestellt hat begeistert und schockiert zugleich. Ich muss dazu sagen, der 7er ist für mich seit dem A8 D4 die erste Oberklasselimousine „der Neuzeit“ die ich bewege. Da der A8 ja mittlerweile doch schon wieder etwas angegraut ist, ist der Sprung zum 7er natürlich gewaltig.
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Überall leuchtet etwas, wird digital angezeigt, warnt einen oder massiert dir den Allerwertesten. An sich eine schöne Sache. Doch beim G11 überkam mich das erste Mal mit Schrecken die Erkenntnis, dass man doch lieber hinten rechts Platz nehmen sollte, um das Fahrzeug in vollen Zügen genießen zu können. Es ist einfach kein 7er mehr für den Selbstfahrer wie früher. Zu viele Informationen muss der Fahrer verarbeiten. Zu viele verschiedene Eindrücke. Vorbei die Zeiten eines E38 V8, wo man auf Wunsch noch sechs Gänge per Hand sortieren konnte und als einzige Hürde die Wahl des richtigen Radiosenders zu bewerkstelligen hatte.
Und hier muss ich auch den Bericht von Pieeet aufgreifen, der von den Möglichkeiten und der teilautonomen Fahrweise augenscheinlich sehr angetan war.
Im Gegensatz zu Pieeet ist es für mich auf einer vollen Autobahn wie heute purer Stress, wenn das Fahrzeug anfängt meine Fahrbefehle zu übergehen bzw. diese zu „kritisieren“. Hat mich seiner Zeit schon der Phaeton mit seinem hypersensiblen ACC und dem Gepiepse genervt, bringt einem der 7er Warnmeldungen wie früher nur Windows 95 – so eindringlich und alarmierend wirken diese. Und bei aller Konzentration auf des BMWs digitale Finessen musste am Ende wirklich der Notbremsassistent einsetzen, da ich mit der Nachjustierung der richtigen Geschwindigkeit des Tempomaten in Verbindung mit der Aktivierung des Spurhalteassistenten und der Einstellung der korrekten Anzeigenhöhe für das HUD beschäftigt war.
Ja, man könnte jetzt schreiben, dass man das doch vor Fahrtantritt macht. Aber in der Realität spielt der Fahrer eben damit meist erst herum, wenn er unter seines gleichen auf der Straße ist. Man entdeckt ja schließlich auch immer etwas Neues.
So viel zu meiner Kritik an einem gewissen verunfallten User die letzten Tage und der Konzentration im Straßenverkehr… war keine Glanzstunde von mir.
Also erst einmal die kleine Taste mit dem grünen LED Kreis in der Mittelkonsole für drei Sekunden gedrückt und den ganzen „Mist“ deaktiviert (fortan wird man von einem kleinen Ausrufezeichen in der KI begleitet - böser Bube, du fährst ohne Assistenten ).
Hat man dieses Kapitel abgeschlossen und ist wieder Herr über sich und den BMW, hat man Zeit sich mit den angenehmen Seiten einer solchen Limo zu beschäftigen. Z.B. den Multikontursitzen mit Sitzmassage. Schönes Feature. Per Knopfdruck in der Tür erst einmal leicht zu bedienen, stürzt sich das iDrive anschließend in ein Menü mit so vielen Auswahlmöglichkeiten, dass man schon wieder vom Fahren abgelenkt wird. WTF? Hätte Massage 1,2,3 nicht gereicht fragt man sich da.
Generell empfinde ich die Bedienung des neuen iDrive als Rückschritt gegenüber der Generation die BMW aktuell von 1er bis 6er verbaut. Die Gestentsteuerung ist ein netter Gag, mehr nicht. Einen Touchscreen habe ich bei BMW nie vermisst – jetzt hat man einen. Wozu? Muss ich wohl noch mal BMW fragen. Die Bedienung über die großen Kacheln ist auch erst einmal wieder eine Umstellung, an die man sich aber wohl gewöhnen kann. Was mir aber wirklich negativ aufgestoßen ist, sind diese ewigen Verschachtelungen der Menüs. Vergleichsweise ätzend wie beim Bangle 7er Anfang der 2000er. Nur eben in modern.
Einparken kann der Dicke natürlich auch vorn alleine. Aber hier muss BMW definitiv noch einmal nacharbeiten. Ein XC90 erkennt seitliche Parklücken nicht nur früher, sondern parkt auch wesentlich schneller in erheblich kleinere Lücken ein. Der 7er braucht gefühlt Platz für einen 40 Tonner um den Parkassi freizugeben. Und warum muss man den Parkassiknopf gedrückt halten? Volvo hat das ähnlich wie VW gelöst und damit in meinen Augen alltagstauglicher.
Aber wie fährt sich der Dicke denn nun überhaupt? Erstaunlicherweise sehr unaufgeregt. Die Fahrzeuglänge verliert schnell ihren Schrecken und die Direktheit hat mich für einen 7er dann schon sehr überrascht. Den vielzitierten Vergleich mit der Agilität eines 3ers kann ich durchaus nachvollziehen. Das liegt unter anderem auch am Fahrwerk. Allerdings muss man hier klar sagen, dass dieses mehr sportlich, denn komfortabel ist. An die Qualitäten des Phaeton Luftfahrwerk (obwohl in 15 Jahren nahezu unverändert) kommt der 7er nicht heran.
Auf der Habenseite steht dann aber noch der Motor. Bärenstark und in Verbindung mit der ZF Automatik ein guter Begleiter. Auf langen Autobahnstrecken schafft man es ohne große Mühen unter 10l/100km. Realistisch sind im Alltag dann aber eher 12-14l/100km. Das Aggregat hält sich vornehm zurück und selbst im Kickdown hört man maximal ein sonores Säuseln. Im Sportmodus hätte man durchaus eine Schippe nachlegen können. Hier wird der Sound mal wieder künstlich irgendwie dazwischen gemischt. Evtl. bringt aber die Sportabgasanlage in solchen Fällen Abhilfe.
Zur zurückhaltenden Motorsoundcharakteristik passt es dann auch, dass der Wagen auch sonst sehr gut gedämmt ist. Einzig die Windgeräusche auf Höhe der A-Säule bis zur B-Säule auf Dachhöhe haben mich gestört.
Fazit:
Kurz und knapp: Der 7er und ich werden keine Freunde. Ich habe an solch ein Fahrzeug wohl andere Ansprüche, als die Ingenieure in München. Als Chauffeurslimousine ist er zu sportlich und für den Selbstfahrer fehlt die Freude am Fahren. Der Dicke BMW fährt. Er bringt einen von A nach B. Und das einigermaßen gut. Das tut aber ein VW Passat auch. Und hier liegt die Krux. Mit 100.000€ ist man bei dem Wagen schnell dabei – selbst mit einem Sechszylinder. Und ist er das Wert? Nein. Natürlich hat das Fahrzeug nette Gimmicks. Aber wie das immer so ist mit nett… Es sind am Ende auch die Kleinigkeiten die Stören: Bei der Sitzverstellung bricht man sich das Handgelenk, der Lenkstockhebel kommt aus dem 3er und nach 10.000km quietschen die Bremsen? No way… nicht für das Geld.
Mir fehlt leider etwas der Vergleich mit der S-Klasse. Glaube aber schon, dass diese mir mehr zusagen wird. Auf eine Probefahrt bin ich jetzt noch mehr gespannt, als vor der Fahrt mit dem BMW.
Die Befürchtung ist groß, dass wenn VW den neuen Phaeton präsentiert, dieser den 7er durchaus aussticht – beim neuen A8 bin ich mir da schon ziemlich sicher. Vielleicht am Ende nicht im Image und im Prestige. Allerdings ist die Außendarstellung eben nicht alles.
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Die Bilder sind leider nicht der Hit, weil ich ja nebenbei auch noch irgendwie arbeiten musste
Edit:
Hier noch die Ausstattung:
- Getriebe: Automatikgetriebe Steptronic, 8 Gänge
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Sicherheit:
8 x Airbag, Adaptiver LED-Scheinwerfer: BMW Laserlicht, Adaptives
Kurvenlicht, Fernlichtassistent, Abbiegelicht, Fahrlichtautomatik,
LED-Tagfahrlicht, ISOFIX Kindersitzbefestigung, Fußgängerschutzsystem,
Spurwechselwarnung, Spurverlassenswarnung, Surround View, BMW
ParkAssistent: inkl. Park Distance Control vorne und hinten,
Rückfahrkamera, Dynamische Traktions Control DTC, Bremsassistent,
Berganfahrhilfe, Hill Descent Control HDC, Dynamische Stabilitäts
Control DSC, Fahrerassistenzpaket: Driving Assistant Plus, Regensensor,
Reifendruckkontrolle, Diebstahlwarnanlage, Wegfahrsperre,
Außentemperatur Anzeige, Antiblockiersystem ABS, LED-Nebelscheinwerfer,
Lichtsensor, Kollisionwarnung, Speed Limit Info, Bremsverschleißanzeige
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Audio & Kommunikation:
Multimedia-System mit TV, Radio/CD mit MP3: DAB, BMW ConnectedDrive,
BMW Navigationssystem Professional, Multi Informations Display MID,
Handyvorbereitung Bluetooth, iDrive Touch, Bowers & Wilkins
Soundsystem, Universelle Audio-Schnittstelle AUX USB iPod,
Fond-Entertainment: Experience, TV, Smartphone-App Integration
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Komfort:
Spracheingabesystem, Head-up-Display HUD, Klimaautomatik, 4 Zonen,
Panorama-Schiebedach: BMW Sky Lounge, Fahrer-/Beifahrersitz elektrisch,
Memoryfunktion Fahrer-/Beifahrersitz, Lordosenstütze Fahrer/Beifahrer,
Sitzheizung vorn u. hinten, Komfortsitze: Komfortsitze vorn elektrisch,
Komfortsitze im Fond elektrisch, Armauflage vorn und hinten,
Standheizung, Servotronic, Integral-Aktivlenkung, Lenksäule elekt.
verstellbar, Aktive Geschwindigkeitsregelung mit Stop & Go,
Automatisch abblendende Innen- und Außenspiegel, Komfortzugang,
Zentralver. mit Fernbedienung, Fensterheber elektrisch 4-fach,
Wärmeschutzverglasung: Klimakomfort-Verbundverglasung,
Klimakomfort-Frontscheibe, Sonnenschutzverglasung, Heckrollo elekt.:
Sonnenschutzrollos für Heckscheibe und Seitenscheiben, Kopfstützen vorn
und hinten, Automatische Heckklappenbetätigung, Sitzklimatisierung
vorn/hinten, Soft Close Türen u. Heckklappe, Massagesitze vorn u.
hinten, Getränkehalter, Digitales Kombiinstrument: Multifunktionales
Instrumentendisplay, Standklimaanlage
-
Interieur:
Sitze Leder Exclusivleder Nappa mit erweiterten Umfängen Elfenbeinweiß /
schwarz, Innenfarbe weiss, Multifunktions-Sport-/Lederlenkrad,
Bordcomputer