Wir brauchen gar nicht um den vierflutigen Klappenauspuff herumzureden: Ich bin völlig voreingenommen. Beim BMW M4 fehlt mir jede Objektivität. Neutral geht nicht. Sorry Jungs und (an die ganz wenigen) Mädels hier im Mietwagen-Talk: Ihr lest nun eine Lobeshymne auf ein Auto, das ich liebe. Wem das auf den Keks geht, empfehle ich einen Klick oben links auf das Mietwagen-Talk-Logo.
BMW M4: Herrlich verliebt von Beginn an
Das Raunen in der Autowelt war riesig. 2014 ersetzt BMW den M3 durch den M4. Logisch der Nomenklatur folgend muss die stärkste Variante des 4er M4 getauft werden. Die Legende M3 lebt in Limousinen-Form weiter. Auch in der F-Baureihe. Coupé, Cabrio und Limousine bauen alle gleich lang (4,67m) und breit (1,87m) und fahren den gleichen Radstand (2,81m). Ein paar Millimeter für die Sonderserien M4 GTS oder M4 CS unterschlage ich hier mal. Viel wichtiger: Die 3 Liter hohle Luft, von feinstem Alu umschlossen, turbobeatmet und wasserumspült: BMWs bester Reihensechser aller Zeiten. Sorry M1.
Zuerst ging der M4 mit mir durchs Netz
BMW war beim Marktstart des F82 clever: Die ersten Kunden holten ihren M4 damals direkt aus dem Werk in München ab. Dann fuhren sie quer durch Europa. Ein Roadtrip mit dem Ziel Nürburgring. Auf dem Weg bekamen sie die volle Social-Media-Breitseite ab: Mein Facebook, Twitter, YouTube und damals noch Pinterest war voll mit lauter lauten M4. Ich war wie hypnotisiert und wollte den S55B30 samt carbonhaltiger Hülle unbedingt selbst fahren. Nicht nur anderen dabei zusehen.
Kurz nach dem Verkaufsstart: Mein erster M4
Dem ganzen die Krone setzte die erste Live-Begegnung mit einem M4 auf: Auf dem Fußweg zur Arbeit fiel mir einer der unauffälligeren M4 auf, den ich vorher schon diverse Male im besagten Social-Feed gesehen hatte: Silverstone II metallic, handgerissen, schwarze Stoffsitze innen, US-Ausführung. An und für sich nichts besonderes. Aber der Fahrer verstand sich in feinem Gasspiel beim Anfahren. Zwischengas beim Schalten, sachtes Quietschen der Bremsen. Das muss so, erzählte er mir später, als er eingeparkt hatte. Wir unterhielten uns kurz. Er war mit seinem M4 am Tag zuvor auf der Nordschleife und grinste immernoch. Zwei Tage später sollte es von Rotterdam per Schiff in Richtung USA gehen.
Lang gespart und etliche Anläufe
Zeitsprung. Drei Jahre und zahllose gescheiterte Sparversuche auf einen sixtschen M4 später haut Europcar 2017 einen raus. Knapp 250 Euro für ein Wochenende BMW M4, 1.000 Kilometer inklusive. Selection, ich komme. Genau drei Reservierungen wurden unmittelbar von der Station Berlin Alexanderplatz storniert. Die vierte wurde erst bestätigt und zwei Wochen vor Mietbeginn dann doch storniert. Europcar Schöneberg war das trocknende Handtuch für meine schweißnassen Hände: Die fünfte Reservierung in der Nachbarschaft des Europacenter klappte.
BMW M4 @ Europcar Berlin Schöneberg: Eine Kleinigkeit vergessen
Kartenroulette, Datencheck, Aufregung wie damals bei meinem ersten Mietwagen oder beim Aushändigen des Führerscheins. Zuerst konnte meine Reservierung nicht gefunden werden. Ich glaubte schon an eine Stornierung, die ich übersehen hatte. Aber Selection läuft in einem anderen System, erklärte ein Kollege dem neuen RSA, der mich bediente. Mietvertrag, Unterschrift, Raus an die Luft. Blöd von mir: Ich checkte nicht gleich, dass ich drei Minuten zu zeitig an der Station war. Ergebnis auf der Rechnung: 18 Euro Gebühr für Fahrzeugübergabe außerhalb der Öffnungszeiten. Darum wird sich hoffentlich noch die Europcar-Kundenbetreuung kümmern.
BMW M4: Schwarz/schwarz/alu. Und verdammt scharf
"Mein" M4 für vier Tage wird aus der Tiefgarage vorgefahren. Bestens gewaschen und gesaugt, nur ein Felgenkratzer und eine Kerbe an der Kofferraumkante. Er stand so da, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Etwas Farbe wäre schön gewesen (z.B.: Jamba grün oder Sakhir orange II). Aber die Kombi schwarz/schwarz/alu (Lack, Bezüge, Räder) passt dem M4 einfach. Die breite Spur, die von Nebelleuchten befreite Schürze vorne, die vier echten (!) Endrohre hinten, die echten (!) Radhausentlüftungen an der Seite. Satt sehen kann ich mich nicht.
Auf den M4 muss man sich einlassen
Satt fahren auch nicht. Dem M4 kannst du deine Gesichter aufdrücken. Über die Tasten M1 und M2 am Lenkrad wechselt er je Nach Voreinstellung von hart feindselig auf automatisiert langstreckenfreundlich. Lenkung, Getriebe, Fahrwerk und ESP lassen sich in je drei Stufen anpassen und beliebig miteinander kombinieren. So programmierte das Spielkind in mir: Taste M1: Antrieb: Sport, Lenkung: Comfort, Getriebe: D1 - Ich tu mal so als wäre ich ein 440i auf ECO. Taste M2: Antrieb: Sport plus, Lenkung: Sport plus, Getriebe: S3 - hart, härter, Chef am Ring, M4.
Den M4 scharf stellen: Drei mal drei mal drei Möglichkeiten
Das ESP kann man von 100% an auf "MDM" oder off stellen. MDM soll der späte Rettungsanker und auch renntauglich sein. Wenn man es übertreibt, ist da aber noch ein Fangnetz. Weder MDM, Launchcontrol noch abgesperrte Piste habe ich probiert. Meine Vormieter auch nicht. Die Reifen sahen noch hervorragend aus. Zwar klebten gesunde Gummiröllchen an einigen Stellen. Aber nichts, was auf Missbrauch hindeuten würde. Hut ab. Denn der M4 verführt. Auch über das Mindestalter von 27 Jahren hinaus.
Stark: Um Welten unperfekter als ein 911
Genug um die heißen Sechs herumpalavert: Wie fährt er sich jetzt? Ernsthaft: Zunächst ruppig, schwer gewöhnungsbedürftig und total unperfekt. Steht das DKG auf S3, reißt es furios im Antriebsstrang. Du glaubst, dir fliegt gleich die Carbon-Gelenkwelle durch die Mittelkonsole. Das Porsche-PDK ist hier wesentlich schneller, ruckfreier und um Welten päziser. Und seien wir ehrlich: Anfahren bekommt selbst VW im DSG inzwischen geschliffener hin. Ist mir alles egal. Ich findes es genau recht so.
S55B30: Versaut dich für alle Autos, die danach kommen
Kaltstart Nummer 1: Der Wecker treibt mir um 04.30 Uhr am Sonntagmorgen den Frust in die Augenringe. Doch daneben liegt der Schlüssel. Ich falle in leichtes Säuseln. Grrrr. Kaltstart Nummer 2: Die Fahrertür komfortöffnet ohne Aluhut. Arsch auf den Sitz. Klack, die echte (!) Handbremse fällt nach unten. Fuß auf die Bremse. Klick, der Startknopf ruft ein Bellen hervor, wie ich es am liebsten jeden Tag hören möchte. Meine Nachbarn vielleicht nicht. Klack, der DKG-Hebel wandert zuerst in die R-Gasse dann nach ganz rechts. Der unruhige Leerlauf weicht einem klaren, satten und starken Geräusch. Niedertourig geht es automatisch sortiert rauf auf die Stadtautobahn und Richtung Süden raus aus der Stadt.
Drei Liter Hubraum, zwei Turbos, was für ein Fahrwerk, Chapeau und Danke
Der Turbo-Sechsender braucht zwischen 30 und 45 Minuten, ehe der Öl-Temperaturfühler grünes Licht gibt und den roten Drehzahlbereich gen 7.500 verschiebt. Dann ist der M4 bereit für dich. Eine Landstraße irgendwo in Brandenburg. Auch hier gibt es Kurven, garniert mit herrlich frischem Asphalt. Ich schärfe den M4 mit der M2-Taste ganz nach oben auf der Scoville-Skala. Die Strecke kenne ich noch aus 125er-Zeiten. Von einer leichten Anhöhe geht es in zwei Linkskurven, gefolgt von einer 90-Grad-Rechts. Was dann folgt, geht nur die Gänge zwei, drei und mich etwas an. Und den drei schönsten Litern Luft, in denen Benzin reihenweise in Vortrieb und Klang umgewandelt wird. Danke BMW für diesen M4.
Technische Daten: BMW M4 Coupé
- 3.0 Liter BiTurbo | S55B30
- 431 PS @ 5.500 bis 7.300 U/min
- 550 Nm @ 1.850 bis 5.500 U/min
- 0 - 100 km/h: 4,1 sek
- 0 - 200 km/h: 13,6 sek
- Vmax: 280 km/h
- 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe (DKG von BMW)
- Hinterradantrieb
- Carbon-Gelenkwelle (ab MJ 2018 beim normalen M4 in Stahl)
- M-Drivers Package (u.a.: Anhebung der Vmax auf 280 km/h, Fahrertraining)
- 19" M LM Räder Doppelspeiche 437
- Verbrauch NEFZ: 8,3 Liter/100 km
- Verbrauch Miete: 11,04 Liter/100 km