Vermieter: Sixt, München
erhaltenes Fahrzeug: BMW 535d Limousine
Leistung: 300 PS, Automatik
KM-Stand bei Abholung: neu
Klasse: LDAR
Bereifung: Sommerreifen
Durchschnittsverbrauch: 11,5 Liter
BLP: 87.340,00 €
Dauer: 14 Tage
Ausstattung: M-Sportpaket, Hifi-Professionell, Integral-Aktivlenkung, Komfortsitze mit Memoryfunktion, Abstandsradar mit Stop- und Go-Funktion, Head-up-Display, Speed-Limit-Info, Spurwechselwarner, Spurverlassenassistent, Glasschiebedach, Rückfahrkamera, Parkassistent, PDC vorne und hinten, Sommerreifen, Navigation Professional, Soft-Close-Automatik für Türen, Keyless-go, ConnectedDrive, Adaptive Drive, Licht- und Regensensor, Bi-Xenon-Scheinwerfer, Fernlichtassistent, etc.
Der Doppel-Whopper
Ich zähle mich selbst zu den langen und treuen Sixtmietern und doch schafft es die Mannschaft „Orange“ immer wieder mich noch zu überraschen.
„Ich hab Ihnen den einen schönen 5er bei rausgesucht… in Spacegrau!“ werde ich freudig und mit dem Schlüssel wedelnd begrüßt. Okay… Spacegrau alleine ist jetzt nicht so das Highlight was in mir Umarmungsgefühle auslöst. Und so ein 523i mit dem Competition-Package steht jetzt auch nicht unbedingt ganz weit oben auf meiner To-Drive-Liste. Doch langsam. Wir haben heute zur Abwechslung mal keine Vorurteile und geben Team Orange und „dem krasse BMW“ erneut eine Chance sich zu beweisen.
Der wohlige Klang des Kassenzettel-Druckers liegt mir in den Ohren und galant wird mir die Rechnung, äh… der Mietvertrag, präsentiert. Fahrzeugtyp BMW 535 DI LIM AUT. Jawohl. Yes. Strike. Ganz tief in mir drin danke ich auch meinen Eltern. Nach dem obligatorischen „Hach Sie sind wieder mal so gut zu mir“ und dem Treueherzengesammel geht es nach dem ebenfalls obligatorischen Winke-Winke mit dem Schlüssel in der Hand Richtung Corpus Delicti.
Und da steht er in der Morgensonne: Zart gräuliche Sommerfärbung in Form von Spacegrau-Metallic, für das Morgentraining im M-Sportdress bekleidet und am Heck die athletisch anmutende Kombination „535d“. Kurzum: Lecker und die vielleicht schönste Miete in 2011.
Was soll man auch noch großartig sagen? Ein Produkt, das sich irgendwie selbst verkauft. Optisch wie technisch. Hier werkeln beeindruckende 300 PS, 600 Nm verteilen sich auf 8 Gänge und das Gesamtkunstwerk gibt von früh bis spät das beglückende und zugleich überzeugende Gefühl von „Freude am Fahren“. Selten hat mich ein Fahrzeug in der Klasse so begeistern können. Der Schub von „Gra(e)ce“, wie ich ihn liebevoll taufte, ist einfach nur abnormal phänomenal, die Ausstattung großartig und ein Leckerbissen.
Denn neben 600 Nm sorgen vor allem Abstandsradar, Komfortsitze und Rückfahrkamera für einen überaus entspannten Alltag. Und nicht einmal mehr selbst einparken muss man bei diesem Technikwunder. Dank verbautem Parkassistenten „schleicht“ man entspannt an der Parkreihe vorbei und sucht Gra(e)ce einen genehmen Platz. Das „P“ leuchtet, der Blinker und Rückwärtsgang sind gesetzt und schon zirkelt der 5er beeindruckend flüssig und souverän in die Parklücke am Straßenrand. Und das alles sogar recht großstadttauglich schnell und platzsparend. Perfekt und eine gute Unterhaltung für die ganze Familie.
Doch wer will schon schleichen oder stehen. Also die gehäkelte Klorolle mit doppeltem Spanngurt auf der Hutablage verzurrt und ab auf die Autobahn. Natürlich nicht, ohne vorher das Typenschild am Heck überklebt zu haben. Denn wir wollen ja nicht gleich überall als Spielverderber der Vertreter durchgehen. Und so schwarzes Tape zeugt definitiv von Understatement. Vor allem im Kopf.
Zurück zur Autobahn: Rund, weiß, 5 Streifen bedeutet Zack, Boom und Bäm. Das doppelt aufgeladene Dieselaggregat katapultiert den 5er unter Stoßgebeten der Hinterräder gen Horizont und die 300 PS sorgen für alltagstaugliche Kraftentfaltung. Okay, eigentlich hat man in fast jeder Lage den längsten (Atem) und selbst bei über 200 km/h hämmert der 35d absolut herzzerreißend seine Kraft an die Hinterräder. Lovely.
180… 200…220…240… erst bei 258 km/h (Normmessung nach Head-Up-Display und vereidetem Zeugen auf dem Beifahrersitz) fliegt der 35d merklich in den Begrenzer und bereitet dem Spaß ein jähes Ende. Schade, denn auch bei diesem entspannten Reisetempo geht es noch eindrucksvoll voran.
Auch die Lichteffekte beeindrucken. Hier ein gelbes Blinken im Spiegel, dort ein hektisch aufblinkendes rotes Auto im Display. Der 535d weiß seine Passagiere stets zu unterhalten. Wem die aufwendig einstudierte Lightshow zu eintönig ist, kann sich vom Hifi-Surround-Soundsystem noch die Lady mit dem Gaga um die Ohren brennen lassen. Auch wenn es hier nach wie vor Abzuge in der B-Note gibt. Am besten lauscht man ohnehin den betörenden Klängen des Doppelturbos, der einfach so gar nicht mehr nach Diesel klingt. Vielmehr nach Grrrr....
Wo wir beim Grrr sind, kommt man auch sehr schnell zum Thema Kerosin. Freude am Fahren bedeutet leider zumeist auch Trauer beim Tanken. Hat sich der überzüchtete Ölbrenner erst einmal warm gemacht, fließen bei zügiger Fahrt gut und gerne 13 Liter feinster Iso-Stoff durch die Kraftstoffleitung. Einmal an der Tränke, lässt der 35d kaum noch vom Rüssel ab. Wer dem Kraftpaket eine Entspannungsrunde gönnt, ist auch mit 10 Litern sicher nicht langsam unterwegs.
Trotz der bereits perfekt inszenierten Lichtshow und dem natur belassenem Lichteinfall durch die Glasluke im Dach gibt es leider auch Schattenseiten: Sie nennt sich Abgabe und fiel mir selten so schwer. Ein Freund zitierte es mit „Als wenn einem das Kind genommen wird“. Genau so sah es aus: Kein morgendliches Jabadabbadu. Kein Grrr, ohhhhhooo und Pling. Dafür ein vertrautes Rattern am Counter und die Lizenz zur Verlängerung. Denn so schnell kann der Spaß nicht vorbei sein. Augen zu, Karte durch. Aus drei wurde vierzehn. Aus Überzeugung wurde Freundschaft. Bis zum letzen Tag.
Anmerkungen: Im Text enthaltene ironische Stilelemente, Übertreibungen und Begeisterungsstürme dienen dem Entertainment und sind beabsichtigt.
Feedback erwünscht!