Straßenverkehr, StVO und Bußgeldkatalog, die Diskussion

  • Ja, denn für die Zukunft hätte ich draus gelernt, besser zu schauen. Immerhin rannten dort Leute aus Geschäften über die Straße. Die 30 an dieser Stelle machten durchaus Sinn.

    Gut, manchen gefällt eine neue Form der Selbstkasteiung und wenn man den Führerschein nicht tatsächlich abgeben musste, weil die Regelung noch eine andere war, lässt es sich leicht entsprechend reden. Aber für die meisten Betroffenen heute, hätte es existentielle Probleme, und die müssen wegen solch einer Lappalie nicht unbedingt sein, gut, dass das rückgängig gemacht wird.


    Und wenn man so viel Wert auf die Einhaltung der StVO legt, sollte man sie vielleicht gleich mal den dortigen Fußgängern erklären, solange dort nämlich kein Fußgängerüberweg vorhanden war, haben die nicht einfach auf die Straße zu „rennen“, ohne sich davon zu überzeugen das kein bevorrechtigtes Kraftfahrzeug diese nutzt. Und dafür ist es völlig egal ob 10 - 30 - oder 100 Km/h zulässig sind.

  • Ich finde das um offen zu sein mit dem einmonatigen Fahrverbot bei 21 km/h zu schnell bei einmaligem Verstoß in der Tat auch recht hart, auf der anderen Seite liegt das immer noch unter dem was andere Länder seit Jahren praktizieren und dort ist die Gesellschaft auch nicht daran zusammen gebrochen. Meiner Meinung nach sollten Bußgelder für Verkehrsverstöße keine fixen Beträge sein, sondern prozentual zum Einkommen berechnet werden. Fänd ich fairer und es würde dem einen oder anderen deutlich mehr weh tun.


    Letztlich muss man sich aber auch mal ehrlich vor Augen führen, was 20 km/h mehr ausmachen:


    GeschwindigkeitEinfacher Bremsweg
    30 km/h9 m
    50 km/h25 m
    70 km/h49 m
    100 km/h100 m
    130 km/h169 m

    https://www.bussgeldkatalog.org/bremsweg/


    Habe neulich ja als Beifahrer das Fahrtraining mitgemacht, wenn man dann mal sieht, was diese Zahlen in der Realität ausmachen, dann ist es schon irgendwie gerechtfertigt, dass man entsprechend bestraft wird, wenn man sich nicht an die Vorgaben hält.

  • Aber für die meisten Betroffenen heute, hätte es existentielle Probleme, und die müssen wegen solch einer Lappalie nicht unbedingt sein, gut, dass das rückgängig gemacht wird.

    Ich wäre ja, wenn der Führerschein für mich existenziell wäre, doppelt so stark daran interessiert mich an geltende Regeln zu halten.


    Tue ich das nicht, bin ich selber schuld. Es liegt an jedem selbst, ob er den Lappen behält oder nicht.

  • Verkehrsrechtsdiskussionen sind hier immer so müßig?, überall anders freuen sich Autofahrer einfach, wenn man sich mit ihnen über die hohen Strafen aufregt und Tipps zur Umgehung gibt, hier wird stattdessen immer so viel Theorie diskutiert, verbunden mit dem Hang zur Selbstgängelung.


    Tue ich das nicht, bin ich selber schuld. Es liegt an jedem selbst, ob er den Lappen behält oder nicht.

    Ne, es liegt an der neuen Straßenverkehrsordnung, und da diese jetzt in den ersten Bundesländern außer Kraft gesetzt wurde, entfällt dort auch das ungerechtfertigte hohe Existenzrisiko durch drakonische Strafen. Somit keine Gefahr mehr. :)

  • Anstrengend wird es, wenn man ausschließlich in Extremen diskutiert. 21 km/h mehr sind trotz massiv verlängerten Bremswegs für dich eine Lappalie, ein einmonatiges Fahrverbot ist für dich gleich hohes Existenzrisiko.


    So einfach kann man es sich aber nicht machen. Wie gesagt, 21 km/h mehr können tatsächlich wahnsinnig schnell passieren, da hat man nur mal kurz gepennt. Auf der anderen Seite ist man als Autofahrer in erster Linie dazu verpflichtet, alle Schilder am Straßenrand zu beachten und sich nicht von den vielen Schaltern und Knöpfen oder schönen Menschen am Straßenrand ablenken zu lassen. 21 km/h sind eben nicht einfach eine Lappalie, sondern können unter Umständen über Leben oder Tod entscheiden. Wahrscheinlich sogar öfter als sie über die Existenz eines Menschen entscheiden weil der ein Monat nicht Auto fahren darf.

  • es liegt an der neuen Straßenverkehrsordnung

    es liegt also an der Straßenverkehrsordnung, dass ich für Regelmissachtungen bestraft werde? =O


    Ob ich zu schnell fahre oder nicht, entscheide noch ich, kein Regelwerk.


    21 km/h sind eben nicht einfach eine Lappalie

    korrekt.


    50km/h statt 30km/h können bei gleicher Entfernung zum "Opfer" eine Aufprallgeschwindigkeit von 50km/h statt einem rechtzeitigen Stillstand ergeben.


    Anhalteweg bei Vollbremsung (inkl. 1s Reaktionszeit):
    30km/h = 13,5m (9m davon Reaktionsweg)

    50km/h = 27,5m (15m davon Reaktionsweg)


    Huehuehue, hats Fahrsicherheitstraining und die Auffrischung dieser Werte doch was gebracht.

  • Letztlich muss man sich aber auch mal ehrlich vor Augen führen, was 20 km/h mehr ausmachen:

    Nicht dass ich Dir im Grunde widersprechen möchte, aber die genannten Zahlen sind wohl eher aus der Führerschein-Theorie der vergangenen Jahrzehnte übernommen. Auf der anderen Seite fehlt die Reaktionszeit/-weg.


    Für die Mehrzahl der auf den Straßen befindlichen PKW halbwegs realistisch halte ich folgendes (1 Sekunde Reaktionszeit vorausgesetzt):

    AusgangsgeschwindigkeitAnhalteweg
    30km/h13m
    50km/h26m
    70km/h43m
    100km/h76m
    130km/h118m


    Für innerstädtischen Verkehr ist der Unterschied allerdings eher unerheblich. So oder so sieht man die Auswirkung von 20km/h Geschwindigkeitsdifferenz mehr als deutlich (wie auch immer wieder schön in Fahrsicherheitstrainings anschaulich gemacht wird).

  • Anstrengend wird es, wenn man ausschließlich in Extremen diskutiert. 21 km/h mehr sind trotz massiv verlängerten Bremswegs für dich eine Lappalie, ein einmonatiges Fahrverbot ist für dich gleich hohes Existenzrisiko.


    So einfach kann man es sich aber nicht machen. Wie gesagt, 21 km/h mehr können tatsächlich wahnsinnig schnell passieren, da hat man nur mal kurz gepennt. Auf der anderen Seite ist man als Autofahrer in erster Linie dazu verpflichtet, alle Schilder am Straßenrand zu beachten und sich nicht von den vielen Schaltern und Knöpfen oder schönen Menschen am Straßenrand ablenken zu lassen. 21 km/h sind eben nicht einfach eine Lappalie, sondern können unter Umständen über Leben oder Tod entscheiden. Wahrscheinlich sogar öfter als sie über die Existenz eines Menschen entscheiden weil der ein Monat nicht Auto fahren darf.

    Nein, für mich selbst ist das kein hohes Risiko, ich darf derzeit ohnehin noch keinesfalls schneller als 20 Km/h fahren, das einzige was nämlich schlimmer als ein Fahrverbot ist, ist eine zweijährige Probezeitverlängerung, die ich mir deshalb gern ersparen würde, vor allem da 80 % der Probezeit bereits rum sind.


    Nur weil ich die Regelung - neben 160.000 anderen Menschen, Link in meiner Signatur - nämlich für eine Führerscheinfalle halte und diese m. E. mindestens aus Rechtsgründen sofort auszusetzen ist, heißt dies nicht zwingend, ich selber würde daraus Vorteile ziehen oder dann mit 100 durch die Innenstadt fahren.


    Für Lappalien halte ich insbesondere kleine Verstöße bis 20, vielleicht habe ich dies nicht deutlich genug gemacht. Das man hier aber die Bußgelder jetzt verdoppelt hat, finde ich in der Tat absolut unangemessen.


    Aber auch über den 20 Km/h muss nicht direkt ein Fahrverbot sein, die bisherige Regelung mit den 31 (bzw. 26 bei zweimal innerhalb von 12 Monaten) hat die Verhältnismäßigkeit doch hervorragend gewahrt. Bei einem einmaligen Versehen musste bereits ein dreistelliges Bußgeld gezahlt werden und beim zweiten Mal gab es dann auch ein Fahrverbot. Deutlich angemessener als die derzeitige Regelung.

  • es liegt also an der Straßenverkehrsordnung, dass ich für Regelmissachtungen bestraft werde? =O


    Ob ich zu schnell fahre oder nicht, entscheide noch ich, kein Regelwerk.

    Dieses Regelwerk legt aber ja erst fest, was angeblich „zu schnell“ ist, gäbe es das also nicht, könnte man also auch gar nicht zu schnell fahren, da es schlicht kein „zu schnell“ gäbe.?‍♂️ Somit liegt es natürlich an der StVO, und gerade die deutlich zu hohen Strafen wären erst dafür verantwortlich, wenn viele Menschen dadurch in existenzielle Notlage gebracht werden. Deshalb ist es gut, dass das jetzt zurückgedreht wird. Immerhin hat niemand die Absicht, die StVO ganz abzuschaffen, es reicht schon, wenn das bei den unverhältnismäßigen Strafen passiert.

  • Jetzt werden hier auch 2 Dinge miteinander vermischt... Bei "dem Bürger Geld aus der Tasche ziehen" sehe ich die Geldstrafe und nicht das Fahrverbot (auch wenn das natürlich daran gekoppelt ist).

    Die Änderung des Fahrverbots ab 21 bzw 26 km/h drüber finde ich auch recht hart, hingegen habe ich kein Problem mit der Anhebung der Geldstrafen für zu schnelles fahren.


    Zur Sache, ob wir in Deutschland überreglementiert sind? Vielleicht... aber warum? Weil hier jeder Hinz und Kunz alles bis zum äußersten ausreizt und alles, was nicht streng geregelt ist, (juristisch) versucht, in seinem Sinne zu beanspruchen...

  • Jetzt werden hier auch 2 Dinge miteinander vermischt... Bei "dem Bürger Geld aus der Tasche ziehen" sehe ich die Geldstrafe und nicht das Fahrverbot (auch wenn das natürlich daran gekoppelt ist).

    Die Änderung des Fahrverbots ab 21 bzw 26 km/h drüber finde ich auch recht hart, hingegen habe ich kein Problem mit der Anhebung der Geldstrafen für zu schnelles fahren.


    Zur Sache, ob wir in Deutschland überreglementiert sind? Vielleicht... aber warum? Weil hier jeder Hinz und Kunz alles bis zum äußersten ausreizt und alles, was nicht streng geregelt ist, (juristisch) versucht, in seinem Sinne zu beanspruchen...

    Also ich habe mit beidem ein Problem, und hoffe das komplett der bisherige Katalog angewandt wird. Man muss da auch berücksichtigen, dass das gemeine Volk meist nicht so gut situiert ist, wie der durchschnittliche MWT‘ler es vermutlich ist. Klar kratzen einen 60 oder 70 Euro jetzt nicht unbedingt, gibt aber durchaus Personen, bei denen das anders aussieht.


    Und zu 2: Glaubst du das ist in anderen zivilisierten Ländern anders? Trotzdem ist dort nicht alles extrem reglementiert.

  • Sorry, aber was interessiert einen den Geldbeutel des Fahrers? Er weiss vorher was es kostet und wenn er zu schnell fährt, ist er selbst schuld. Man kann auch eine Ratenvereinbarung oder Stundung abmachen.


    Wenn ich hier 11 netto innerorts zu schnell fahre, weiss ich dass es 240 CHF kostet. Also fahr ich tacho max 60 und gut. In D fahr ich ausserorts immer 20 bis 30 drüber, weils nix kostet. Hier unten hab ich meinen Bleifuss recht schnell dem Katalog angepasst. Und das können auch die in Deutschland. Egal ob ALG 2 Empfänger oder Unternehmer.

  • In D fahr ich ausserorts immer 20 bis 30 drüber, weils nix kostet.

    Ich will eigentlich nichts mehr beitragen aber mit platzt hier gerade der Kragen. Du hast als Moderator auch eine Vorbildsfunktion die du hier nun wiederholt stark verletzt.

    Deine fahrerischen Talente konnte man ja schon auf einigen Stammtischen gut beobachten (Straßenpfeiler mitgenommen, deinen i30N beschädigt...), jetzt hier aber noch mit Vorsatz zu prahlen das du seit eh und je immer ~30 km/h drüber bist, weil es ja "nichts" (120€ sind außerhalb deiner abgehobenen Welt für sehr viele Menschen sehr viel Geld) kostet und du somit also absichtlich andere Menschen in Gefahr bringst, lässt für mich nur noch folgende Aussage zu: Du bist nicht geeignet ein Kraftfahrzeug in der Bundesrepublik Deutschland zu führen und man sollte dir das Fahren bei uns bis zur Absolvierung einer MPU untersagen.


    Die Diskussion ob fahrlässige Delikte zu hart oder weich bestraft werden ist völlig legitim, aber das Prahlen eines Moderators mit der starken, vorsätzlichen Überschreitung einer Geschwindigkeitsbeschränkung ist nicht akzeptabel.