Klimaproteste & Straßenverkehr

  • Würden die Aktionen von anderen politischen Seiten so durchgeführt werden, wäre der Hass deutlich kleiner!

    Geht schon ein wenig in Richtung Whataboutism oder?


    Zum Thema angemeldet und nicht: Ich wohne ja nun in einer Stadt, in der täglich irgendwo angemeldet protestiert wird und es mal mehr und mal weniger den Verkehr behindert, nur kannst du dich darauf einrichten und das machen viele auch. Das ist hier nun mal so. Bei spontanen Aktionen geht das nur sehr bedingt bis gar nicht, dass sich darüber viele Menschen aufregen, ist doch eigentlich klar und es passiert ja auch nicht nur ab und zu, sondern jetzt wieder täglich. Ob sich dann wieder so viele aufregen, wie man denkt, wenn man einen Blick in die „sozialen“ Medien wirft, lass ich mal offen und ob bei den meisten wirklich „Hass“ mit im Spiel ist, weiß ich nicht. Genervt, verärgert, wütend, resigniert, bekomme ich sehr oft mit, aber "Hass"? Dass manch einer der Blockierten dann die Contenance verliert und selbst gewalttätig wird und nicht auf die Polizei wartet, wie es nach meinem Verständnis sein sollte, wundert mich übrigens überhaupt nicht, wenn ich mir anschaue, wegen welcher Nichtigkeiten Autofahrer im ganz normalen Alltag „austicken“.

    Was ich allerdings bemerkenswert finde, unsere Gesellschaft ist nicht nur hier sehr einfach, mit sehr geringen Mitteln aus dem Takt zu bringen. Das macht mir in Hinblick auf die aktuelle Weltlage Sorgen. Aber das ist ein anderes Thema.

  • Klar, es nervt, wenn man im Stau steht. Aber wenn man die Prämisse der letzten Generation akzeptiert (= Es bleiben noch 2-3 Jahre, um eine lebensgefährliche Heißzeit zu verhindern.), dann ist die Wahl der Mittel nicht so überraschend. Wie würdet ihr denn handeln, falls ihr daran glauben würdet?


    Das hier ist die Webseite der Kleber-/Blockierer-Leute:

    https://letztegeneration.de/


    Andere Frage: Ist die o.g. Prämisse eigentlich wahr?

  • mich sicher nicht auf Autobahnen kleben. weil damit absolut nicht das erreicht wird, was man möchte. Von Aufmerksamkeit wird das Klima auch nicht besser. Sollen Sie im Bundestag Radau machen oder zu tausenden durch die Strassen maschieren

  • demos nerven mich grundsaetzlich nicht.


    allerdings stoeren mich die illegalen handlungen dieser sog. klimaaktivisten (und wuerde ich auch nicht verharmlosend als "mist verzapfen" bezeichnen)

    Es ist allerdings nicht eindeutig klar, dass ein Unterbrechen des Verkehrs aufgrund einer politischen Demonstration illegal ist.


    Eine Demo muss nicht angemeldet werden, um legal zu sein.


    Nach Art. 8 Abs. 1 des Grundgesetzes ( GG ) haben alle Deutschen das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln. (Quelle)


    Gewisse Verkehrsbehinderungen müssen zum Schutz dieses Grundrechts in Kauf genommen werden - auch wenn sie spontan auftreten. Allerdings muss das Recht auf Versammlungsfreiheit gegen andere Grundrechte abgewogen werden (u.a. Bewegungsfreiheit)


    Das machen Gerichte dann - uns kommen durchaus zu unterschiedlichen Ergebnissen.

  • Wobei ich es schon merkwürdig finde, dass diese Aktionen so extrem verhasst sind, andere (angemeldete) Demos, wegen derer man auch Zeit verliert, nur mit einem Schulterzucken abgetan werden…

    Ich bin generell kein großer Freund von Demos (ohne jetzt aber deswegen das Demonstrationsrecht in irgendeiner Form in Frage stellen zu wollen), daher kann die eine oder andere angemeldete Demo auch nerven. Da diese aber angemeldet sind, hat man gleichzeitig auch die Chance, ihnen ggf. zu entgehen.

    Wenn sich nun jedoch jemand auf die Straße klebt oder sich von einer Schilderbrücke abseilt, fällt das bereits unter Eingriff in den Straßenverkehr und wäre auch - da nicht genehmigt - nicht mit dem Recht auf Demonstrationsfreiheit vereinbar. Geht das Ganze auch noch mit Sachbeschädigung einher, verliert es irgendwie seinen freigeistigen Spaß. Wie hat man es früher gemacht? Da hat man sich an Bahngleise gekettet, damit der Castor-Transport nicht rollen kann. Oder an Bäume gekuschelt im Hambacher Forst. Irgendwie hatte das mehr Style und Sinnhaftigkeit. Wenn ich dagegen ein mittelschweres Verkehrschaos anrichte, wird das unter den wenigsten Fahrzeugnutzern ein Umdenken erzielen, zumal damit auch sinnvolle bzw. unvermeidliche Transporte (Versorgungs- und Rettungsfahrzeuge) aufgehalten oder maßgeblich behindert werden. Von den höheren CO2-Emissionen, die dadurch entstehen, mal ganz zu schweigen. Als ob es in Städten bereits ohne sie schon nicht chaotisch genug zugehen würde...

  • Ich bin generell kein großer Freund von Demos (ohne jetzt aber deswegen das Demonstrationsrecht in irgendeiner Form in Frage stellen zu wollen), daher kann die eine oder andere angemeldete Demo auch nerven. Da diese aber angemeldet sind, hat man gleichzeitig auch die Chance, ihnen ggf. zu entgehen.

    Wenn sich nun jedoch jemand auf die Straße klebt oder sich von einer Schilderbrücke abseilt, fällt das bereits unter Eingriff in den Straßenverkehr und wäre auch - da nicht genehmigt - nicht mit dem Recht auf Demonstrationsfreiheit vereinbar. Geht das Ganze auch noch mit Sachbeschädigung einher, verliert es irgendwie seinen freigeistigen Spaß. Wie hat man es früher gemacht? Da hat man sich an Bahngleise gekettet, damit der Castor-Transport nicht rollen kann. Oder an Bäume gekuschelt im Hambacher Forst. Irgendwie hatte das mehr Style und Sinnhaftigkeit. Wenn ich dagegen ein mittelschweres Verkehrschaos anrichte, wird das unter den wenigsten Fahrzeugnutzern ein Umdenken erzielen, zumal damit auch sinnvolle bzw. unvermeidliche Transporte (Versorgungs- und Rettungsfahrzeuge) aufgehalten oder maßgeblich behindert werden. Von den höheren CO2-Emissionen, die dadurch entstehen, mal ganz zu schweigen. Als ob es in Städten bereits ohne sie schon nicht chaotisch genug zugehen würde...

    Ne, fällt nicht unter 315 BGB, da niemand anderes gefährdet wird. Ist m.W. auch noch niemand deswegen verurteilt worden. Geht immer nur um Nötigung - also das, was Autobahndrängler jeden Tag machen.


    Und nochmal: Du musst dir eine verkehrsbehindernde Demo nicht genehmigen lassen, damit sie legal ist.

  • Ich finde interessant, dass es offenbar eine neue Welle zivilen Ungehorsams gibt - und dass die Leute bereit sind, die strafrechtlichen Konsequenzen für ihr Handeln zu übernehmen. Das scheint Ihnen eher akzeptabel als mit den etablierten Protestformen weiter so zu tun als wäre der Klimawandel auch noch in 10 Jahren aufzuhalten.


    Das sind ja weder Kinder noch unreflektierte Rowdys.

    Zumindest in Berlin scheinen nicht so viele freiheitsentziehende Konsequenzen zu drohen. Man munkelt, es gäbe derzeit auch einen Hafttourismus gen Berlin. Leute, die eine Freiheitsstrafe verbüßen sollen, versuchen ihren Wohnsitz nach Berlin zu verlegen, da dort keine freien Haftplätze gegeben sind und das Land Berlin auch anderswo keine anmietet. Somit reduziert sich die Gefahr des Gefängnisaufenthalts deutlich.

  • Ne, fällt nicht unter 315 BGB, da niemand anderes gefährdet wird. Ist m.W. auch noch niemand deswegen verurteilt worden. Geht immer nur um Nötigung - also das, was Autobahndrängler jeden Tag machen.


    Und nochmal: Du musst dir eine verkehrsbehindernde Demo nicht genehmigen lassen, damit sie legal ist.

    Nötigung ist jetzt allerdings auch kein Bagatelldelikt. Zumal auch auf der Autobahn die Medaille immer zwei Seiten hat. Es gibt da zum Teil auch echt Deppen, die statt auf das Gaspedal lieber (grundlos!) auf die Bremse treten. Zuletzt erst erlebt...

    Die Sache ist halt die, dass diese Nötigung zwar nicht unmittelbar, aber eben indirekt andere Meschenleben gefährdet bzw. diese gefährden kann. RTW werden sicherlich auch keine Sondergenehmigung haben für diesen Bullshit. Auch sie müssen Aktivisten umfahren... statt sie umzufahren...

  • Wenn sie diese Mittel benötigt, hat sie ihren Job deutlich verfehlt.

    interessante these - leider an der realitaet vorbei:



    erziehung ohne konsequenzen ....

    ..frag mal eine Erzieherin - wenn keine Konsequenz (Strafe) auf ein Fehlverhalten erfolgt, wird auch kein Lerneffekt eintreten.


    1)

    Dies führt häufig dazu, dass die Wünsche des Kindes zu Leiden von anderen geschehen. Z.B. anderen Kinder, anderen Erwachsenen. Nicht nur ist dies unerwünscht für die anderen, das Kind lernt dadurch auch keine Empathie – also die Fähigkeit, auf andere Einzugehen.


    2)

    Es (das Kind) lernt, dass es in menschlichen Beziehungen durch Manipulation seine Wünsche durchsetzen kann. Nicht zuletzt darum, wird permissive Erziehung auch in Verbindung mit Narzissmus gebracht (z.B. Hart et al. 2017).

    3)

    Regeln sind kein starres Gebilde - Konsequent sein ist wichtig in der Erziehung. Kinder erhalten durch Regeln und Konsequenzen eine Orientierung, lernen etwas über den Zusammenhang von Ursache und Wirkung und können so ihr Verhalten einordnen.


    4)

    indem Kinder frühzeitig lernen, dass ihr Verhalten positive oder negative Konsequenzen hat, lernen sie zugleich Selbstreflexion und erhalten eine Grundlage, um sich später im Leben zurechtzufinden. Konsequent sein vermittelt...

    - Sicherheit

    - realistische Selbsteinschätzung

    - Erkennen von Ursache und Wirkung

    - Urteilsvermögen und Kompromissfähigkeit


    5)

    Werden Regeln oder Grenzen verletzt, so sind Konsequenzen ein gängiges Mittel. Für das Kind soll klar sein, dass auf Grund des eigenen Verhaltens eine Reaktion erfolgt. Diese Konsequenz muss nachvollziehbar sein. Wichtig hierbei ist auch, dass Kinder sich genauso behandelt sehen, wie andere Kinder und der Einsatz bzw. die Aussprache einer Konsequenz durch die Erwachsenen sollte mit ruhigem Kopf geschehen – nicht überstürzt oder im Affekt festgelegt werden. „Letztlich ermöglichen Konsequenzen in diesem Sinne Lernerfahrungen, durch die sie selbstständig ihr Verhalten neu und anders strukturieren können“ (Focali 2011, S. 90).

    6)

    Konsequenzen sind Maßnahmen, die beim Kind eine Einsicht wecken, nämlich die, dass ein bestimmtes Verhalten eben bestimmte Folgen hat".

    7)

    die Forschung zeigt, ist, dass Kinder, die ohne klare Grenzsetzung aufwachsen, deutlich weniger Möglichkeiten haben, Selbstdisziplin zu entwickeln, also z.B. Fähigkeiten wie Frustrationstoleranz und Durchhaltevermögen. Sie lernen nicht, sich selbst Grenzen abzustecken, um Ziele zu erreichen.

    Zitat von Psychologin Teresa Rosillo

    „Wir haben vergessen, den Kindern zu sagen, dass die Eltern den Ton angeben.“ In vielen Haushalten hat das Kind das letzte Wort und es sind die Erwachsenen, die ihre Pläne und Routinen an die Forderungen und Launen des Kindes anpassen.



    abschliessend sei hier noch Mar Wieland zitiert:

    (seit 2006 als individualpsychologische Beraterin tätig, Mitglied der SGIPA (Schweizerische Gesellschaft für Individualpsychologie nach Alfred Adler) und der SGfB (Schweizerische Gesellschaft für Beratung).



    Ich kann dir hier auch noch folgende (Fach-) Literatur empfehlen:

    Segrin, C., & Flora, J. (2019). Fostering social and emotional intelligence: What are the best current strategies in parenting?. Social and Personality Psychology Compass, 13(3), e12439.



    Landon, B. G., Waechter, R., Wolfe, R., & Orlando, L. (2017). Corporal Punishment and Physical Discipline in the Caribbean: Human rights and cultural practices. Caribbean Journal of Psychology, 9(1).

    Einmal editiert, zuletzt von schauschun ()

  • Ging es Dave_2nd nicht vorrangig um die Strafe? Konsequenzen für jedes Handeln eines Kindes sind doch zwangsweise immer gegeben, da auch das nichts tun bzw. keine Reaktion eine Konsequenz darstellt.

    schauschun Das ist schon alles sehr einseitig zitiert. Focali schreibt ja nur ein paar Seiten weiter darüber, was Lob und Anerkennung bei Kindern bewirken.

    Und solch ein Beispiel der Legeobausteine von einer Schweizer Schamanin die glaubt mit Geistern zu kommunizieren, ist eine derart veraltete Meinung die in der Erziehungswissenschaft nur Fragezeichen aufwerfen würde.

    Was Frau Rosillo da anspricht ist letztlich nichts weiter als der Gegenentwurf zu der Erziehung, die unsere Generation hauptsächlich erlebt hat. Dass man sich an die Forderungen und Launen des Kindes anpasst als Elternteil ist doch fürs Erste normal. Es darf eben nicht überhand nehmen und zu Verhaltensketten führen.

    Will sagen: Nur mit Regeln und sofortigen (womöglich noch negativen) Konsequenzen ist es nicht getan. Wichtiger sind das Offenlegen von Handlungsalternativen für das Kind.


    Hat aber nun tatsächlich wenig mit den Klimaaktivist:innen zu tun, auch wenn Sie oft als Kinder abgestempelt werden.

  • Schön aufgearbeitet. Es ging mir um das Thema Bestrafung. Und Bestrafung, nach dem Motto: ist deine Möhren oder es gibt kein Eis , geht auf keinen Fall.