Farbe: Carbonschwarz metallic
EZ: 10/2011
km-Stand: 1938km (Abgabe)
gefahrene Strecke: 275km
Nutzungsprofil: 20% Stadt / 40% BAB (180-240km/h) / 40% Überland
Verbrauch: 15,5 l/100km (BC: 14,6l)
Leistung: 544PS
Drehmoment: 750Nm
Hubraum: 6,0l V12 Bi-Turbo-Benzindirekteinspritzer
0-100km/h: 4,6s
Vmax: 250km/h
LP (Testwagen): 160.920€
Ausstattung:
- Innovationspaket (Head-Up Display, Spurhalteassistent, Spurwechselassistent, Integral-Aktivlenkung, Aktiv-Tempomat)
- M Sportpaket (Dachhimmel Alcantara anthrazit, M Lenkrad, M Aerodynamikpaket, 19" LMF mit Mischbereifung)
- Loungepaket (Sitzbelüftung im Fond, Massage-Komfortsitze elektrisch im Fond, el. Hackklappe, el. Sonnenrollos, Fond-Entertainment, Fond-Telefoneinheit)
- Sonnenschutzverglasung
- Lenkradheizung
- el. Glasdach
- Keramikapplikationen
- Aktive Sitzbelüftung vorne
- Apps, USB-Schnittstelle und erw. Musikplayeranbindung
- Speed-Limit Info
- TV Funktion
etc.
Anmietung
Die Anmietung lief schnell und recht unkompliziert, da ich gegen 15:30Uhr am Schalter aufschlug und den Wagen früher mitnehmen wollte. Nach einem kurzen Check in der TG, konnte ich auch schon losfahren. Die Rückgabe um 8Uhr lief auch schnell ab, da nur 1 Person vor mir da war
Dieses mal also alles bestens von BoD
Karosserie / Innenraum:
Da stand sie nun also, die stärkste 7er Limousine die je gebaut wurde von BMW. Leider durch das M Sportpaket und seine Chromapplikationen etwas verunstaltet, erstrahlte der Lack in schönem Carbonschwarz, welches schon merkliche Waschstraßenkratzer in der Sonne aufwies. Das Interieur war in passendem Sattelbraun gehalten und die Sitze mit feinstem Nappaleder bespannt. Zudem schmeichelte der Dachhimmel den Händen mit flauschigem Alcantara
Bis auf die Edelholzleisten mit Intarsien, gab es keinen Hinweis auf den V12 unter der langen und breiten Motorhaube. So blieb es bei der klaren Gliederung der Amaturen und den bekannt famosen Komfortsitzen. Die Verarbeitung schien gut, sollte sich jedoch nach ein paar km als etwas nachlässig entpuppen. So störten den Fahrer ab 150km/h nervige Windgeräusche am linken Ohr von der B-Säule oder aber im Stadtverkehr beim überfahren leichter Unebenheiten ein Knarzen aus dem Bereich des Beifahrer-Amaturenträgers.
Der Fond war bei diesem 7er mit allem erdenklichen Luxus ausgerüstet um es den Fondpassagieren so angenehm wie nur möglich zu machen. Es war sowohl das Fond-Entertainment an Bord als auch ein schnurloser Telefonhörer sowie die Vorbereitung zum WLAN-Hotspot für einen etwas schnelleren Internetzugang. Die Einzelsitze ließen sich sowohl elektrisch verstellen, beheizen und belüften als auch den ermüdeten Rücken massieren! Also bequemer reisen geht eigentlich fast nicht mehr, oder?! Doch ginge es, wenn man in der Langversion auf Tour gehen würde, könnten die Fond-Passagiere nämlich die Vorzüge dieser Armada an Luxus-Features wirklich genießen und der Luxus wäre perfekt.
Motor / Getriebe:
Für den Fahrer jedoch bedeutend wichtiger als der Luxus im Fond ist, was sich unter der Haube tut und da werkelt ein angebliches Meisterwerk der bayerischen Motorenwerke. Ein 6,0l V12 Triebwerk, welches von 2 Abgasturboladern zusätzlich unter Druck gesetzt wird und mit einem Benzindirekteinspritzsystem ausgerüstet ist, um neben der Leistungssteigerung auch eine gewisse Effizienz an den Tag zu legen. Allein die nackten Leistungsdaten (544PS/400kW // 750Nm // 4,6s auf 100km/h) lassen den Fahrer etwas erfürchtig auf dem Fahrersitz platz nehmen und noch mal innehalten, bevor der Start-/Stopp Knopf gedrückt wird.
Gespannt drückt dieser nun den Knopf und hört, wie dieses schwere Triebwerk energisch untermalt von einem schönen jaulen gezündet wird und dann kurz auffaucht, ehe es dann nahezu verstummt und der Fahrer nur an Hand des Drehzahlmessers erkennt, dass der V12 seine Arbeit aufgenommen hat. Keine Vibrationen, kein surren, grummeln oder ähnliches, außer Ruhe ist zu vernehmen. Dieses Bild ändert sich auch im Fahrvertrieb kaum. Die 8-Stufen-Automatik schaltet schnell und extrem früh herauf, um das Triebwerk praktisch immer mit etwa 1.000U/min laufen zu lassen. Auffallend ist wie unauffällig sich der Wagen bewegen lässt, der Motor arbeitet vollkommen unaufgeregt im normalen Alltagsbetrieb und glänzt mit fast kompletter Unauffälligkeit. Also alles in allem schon etwas arg unspektakulär… Also bewegen wir uns in Richtung Autobahn um zu sehen, ob der Motor immer noch so unauffällig bleibt, wenn man ihm ein wenig mehr Auslauf gibt.
Dort angekommen drückt der Fahrer sanft aber energisch das Gaspedal in Richtung Bodenblech und stellt schnell fest, dass die Automatik sich zwar eine kleine Gedenksekunde eben so nimmt wie der Antrieb, aber was dann an Leistungsfeuerwerk abgebrannt wird ist schon mehr als beeindruckend! So schiebt der Motor die etwa 2,3t schwere Limousine heftig nach vorne, während sich der Vorderwagen deutlich hebt, krallen sich die 275er Winterräder in den Asphalt um dort nach Grip suchen. Geholfen wird ihnen durch das DSC, welches die Leistung etwas hinunterregelt und dem Fahrer mit einer kräftig flackernden Kennleuchte zeigt, welche Gewalt gerade an die Antriebsachse losgelassen wird! Der Motor klingt dabei jedoch vollkommen unspektakulär und fühlt sich erst ab 5.500U/min genötigt seine Stimme dezent zu erheben. Das dieser Schub nicht enden will, erkennte der Fahrer an der Tachonadel die ungehalten auf das Ende der Skale zu sprintet wie Usain Bolt beim Start zum 100m Lauf mit Rekordversuch.
Nüchtern betrachtet kann man also festhalten, dass Leistung in mehr als ausreichendem Maße zur Verfügung steht und dies zu jeder Zeit! Der Motor dreht willig und fast unbefreit bis an den Begrenzer aus und die Automatik arbeitet nahezu perfekt mit ihm zusammen.
Was jedoch das Thema Effizienz anbelangt, so kann der V12 hier nicht wirklich glänzen. Zwar ist er so sprintstark wie Usain Bolt, aber auch ebenso trinkfest wie Ottfried Fischer. Unter 13l ist wohl im Mix nichts machbar und wenn man den 12Ender etwas scheucht, dann sind 15l wohl eher an als Durchschnittswert zu betrachten.
Fahreigenschaften:
Der 760i ist grundsätzlich für die entspannte Beförderung von Staatsleuten oder oberen Vorständen gebaut worden und nicht um mit ihm auf der Nordschleife neue Rekorde aufzustellen. Allerdings stehen die bayerischen Motorenwerke ja auch bekanntlich auf sportliche Fahrzeuge und wollen diesen Punkt nie außer Acht lassen und so geschah dieses auch beim Luxusschiff. Neben dem optischen Auftritt durch das Aerodynamikpaket, wartet der Dampfhammer mit jeder Menge Hightech im Fahrwerkbereich auf, um nicht nur als Längsdynamiker zu gelten. So sind neben einem Wankausgleichssystem noch eine mitlenkende Hinterachse und ein dynamisches Dämpfersystem an Bord.
Dank dieser Systeme und im speziellen dank der Integral-Aktivlenkung lässt sich der schwere und große Brocken fast spielerisch im Alltag bewegen und die Größe gefühlstechnisch geringer erscheinen. Zudem bietet die Lenkung eine wunderbare Direktheit, wodurch flotte Landstraßenetappen zur Freude des Fahrers sind. Der Wagen untersteuert in engen Kurven leicht und die Feder-Dämpferabstimmung ist im Comfort-Modus einen ticken zu künstlich geraten und wirkt etwas unstimmig insgesamt. Die Normal-Stellung passt hier besser und schluckt auch so genügend heraus, wobei Querfugen immer noch typisch hart genommen werden. Zudem waren die montierten Winterräder nicht optimal, denn sie nervten mit merklichen Abrollgeräuschen und erwiesen sich als sehr hart.
Insgesamt bietet der Wagen ein sehr ausgewogenes Verhältnis aus wunderbarem Reisekomfort und der nötigen Sportlichkeit für den ambitionierten Selbstfahrer. Die Bremsanlage ist absolut standfest und bietet ein sehr gutes Pedalgefühl mit genau definiertem Druckpunkt, wodurch das Thema Sicherheit auch gewahrt ist.
Was die verbauten Assistenzsysteme angeht, so kann ich mich immer noch nicht mit dem ganzen Schnick-Schnack anfreunden und fühle mich einfach viel zu sehr bevormundet. Das ACC arbeitet immer noch zu hektisch und der Totewinkelsensor zeigt zu lange Fahrzeuge an, die schon mehr als gut sichtbar im Außenspiegel zu erkennen sind. Die Speed-Limit-Info arbeitet zu 90% sehr zuverlässig, jedoch bietet auch sie keine zuverlässige Hilfe im Alltag.
Fazit:
Was bleibt nun also festzuhalten zu diesem Luxus-Dampfer und dem V12-Triebwerk. Bin ich nun infiziert von dem V12-Virus?! Ist der 760i eine Empfehlung?!
Ich bin insgesamt etwas verärgert gewesen den Tag über, da mich der V12 doch enttäuscht hat. Er entwickelt zwar eine tolle Performance, aber fühlt sich zugleich sehr synthetisch und emotionslos an. Der Sound ist kaum besser als der eines R6 und die Trinksitten sind einfach unverhältnismäßig. Ein 7er Hybrid entwickelt einen ähnlichen Schub, verbraucht aber locker 3-4l weniger.
Noch mal bräuchte ich dieses Fahrzeug nicht zu fahren. Ein schöner 730d ist hier vollkommen ausreichend und klingt etwas charakteristischer