Straßenverkehr, StVO und Bußgeldkatalog, die Diskussion

  • Also ich fahre 60 tkm im Jahr und meinetwegen können sie die Bußgelder auch verzehnfachen, wenn dann endlich die hirnlose Drängelei endet, wenn man sich erdreistet, einen LKW mit lediglich 10 km/h über dem erlaubten Limit zu überholen. Allerdings könnten sich die Strafen auch verhundertfachen, ich sehe sowieso fast nirgendwo Kontrollen.

  • Wir haben keine extrem steigenden Unfallzahlen oder sonstiges die eine Erhöhung der Bußgelder in irgendeiner Form rechtfertigt. Schon gar nicht in einer Zeit in der viele Bürger eh schon in einer angespannten finanziellen Situation sind.

    Das kannst du ja gerne so sehen und blöd finden. Wir leben aber in einem demokratischen System, indem die Mehrheit bzw. deren Repräsentanten sich darüber Gedanken machen, wie sie Fehlverhalten sanktionieren möchte. Und offenbar gibt es eine Mehrheit dafür, die Strafen zu erhöhen. Grundsätzlich finde ich das völlig in Ordnung.


    Allerdings kritisiere ich die Praxis, in der nicht explizit in Gefahrenbereichen diese Bußgelder erhoben werden, sondern nach wirtschaftlichen Maximierungsgesichtspunkten. Würden sie vor jedem Kindergarten und vor jeder Schule eine 20er-Zone mit scharfen Blitzern installieren, hätte vermutlich niemand ein Problem damit. Aber in irgendwelchen Umgebungsstraßen oder wo auf 20km 100er-Bereich wegen einer nie benutzten und gut einsehbaren Einfahrt mal irgendwo kurz 70 ist...


    Andere Leute zu bedrängen, nötigen oder zu gefährden muss grundsätzlich sehr viel drastischer bestraft werden. Aber wo keiner ist und keiner gefährdet wird, ist mir das doch völlig egal ob da nachts einer auf der Landstraße 120 fährt.

    Einmal editiert, zuletzt von ChevyTahoe ()

  • Der Vorwurf der wirtschaftlichen Gründe für Blitzer könnte sehr einfach entkräftet werden: Ein Ankündigungsschild vor dem Blitzer.

    Da ich ja gerade auf Kreta war und dort jeder Blitzer vorher angekündigt wird kann ich folgenden Effekt berichten: Die Menschen fahren bis zum Blitzer wie die Geisteskranken, bremsen dann aprupt ab um anschließend wieder weiter andere Verkehrsteilnehmer zu gefährden.


    Halte ich daher für keine besonders clevere Idee, stattdessen würde ich mir mehr unangekündigte mobile Kontrollen in Gefahrenstellen und den gleichzeitigen Abbau von stationären Blitzern (wo sie wirklich keinen Sinn haben außer Geld einzunehmen) wünschen.

  • Als man doch Section Control eingeführt hatte in Niedersachsen hatte man ähnliches vermutet. Die Menschen fahren zu schnell in die Messtrecke und fahren dann unnötig langsam durch die Abschnittskontrolle.


    Ich finde Blitzer in den Niederlanden, besonders die neuen schwarzlicht Blitzer, unfassbar gut. Du siehst die nicht, weil die teilweise hinter schildern Montiert sind, siehst auch keinen Blitz, der ggf. andere warnt & werden nicht angekündigt.


    Ich bin auch eher für Mobile Kontrollen, besonders wesentlich mehr Abstandskontrollen (weil das gefühlt nur die Zivilpolizei wirklich kontrolliert bei PKW), einfach weil niemand genau weiß, wo der Blitzer steht. Hier am Niederrhein wird zum Beispiel auch oft hinter einem starrenkasten noch ein Mobiler Blitzer Positioniert, für alle die danach wieder Gas geben.

  • Der Vorwurf der wirtschaftlichen Gründe für Blitzer könnte sehr einfach entkräftet werden: Ein Ankündigungsschild vor dem Blitzer. Dann aus meiner Sicht gerne mehr davon und auch gerne "Abschnittsmessungen" wo angebracht. Ziel soll ja sein, die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Geld dürften viele Blitzer dennoch "verdienen".

    Oder eben Blitzerapps erlauben bzw. das gleich in die Navigationssysteme integrieren. Gibts ja in vielen Ländern. In Korea bimmelt das Navi den ganzen Tag... Speedbump ahead, School Zone ahead, Speedcamera ahead. Es spielt sogar einen Jingle ab, wenn man den Blitzer passiert hat. ^^

  • Wenn ich mal meinen Familien-, Freundes- und auch weiteren Bekanntenkreis hinsichtlich des Fahrverhaltens, der Einstellung zum Fahren an sich und den Straßenverkehrsregeln, sowie der Häufigkeit des "Erwischtwerdens" und der Höhe der Bußgelder analysiere, dann komme ich zu folgender Erkenntnis:


    Grundsätzlich kann man diesen Personenkreis erstmal in zwei Gruppen unterteilen:


    1.) Menschen die hauptsächliche zweckgebunden auf den Straßen unterwegs sind und die ihr Fahrzeug ganz nüchtern als Mittel zum Zweck sehen um sich selbst und Güter von A nach B zu transportieren zum Beispiel auf den Wegen zur Arbeit und zu Veranstaltungen, zum Einkaufen, zu Besuchen bei Freunden und Verwandten, etc.


    2.) Menschen für die das Fahren und ihr Fahrzeug mehr sind als nur Mittel zum Zweck, die Freude am Fahren empfinden und die zusätzlich zu den oben genannten Alltagsfahrten auch zum Spaß an der Freude durch die Gegend fahren. (fast alle Motorradfahrer und Auto-Enthusiasten)


    Nun ist es meiner Beobachtung nach so, dass die Menschen aus der ersten Gruppe die sind, auf die, die meisten geahndeten(!) Verkehrsverstöße entfallen. Abhängig davon wie verkehrsbewusst diese Leute fahren, trudeln hier mehr oder weniger oft kleinere Bußgeldbescheide ins Haus. Diese Menschen werden meistens bei Unachtsamkeiten im Alltag erwischt, da die Kontrolldichte abseits stationärer Blitzer zu den Hauptpendelzeiten am höchsten ist. Vorsatz würde ich hier in den seltensten Fällen unterstellen.


    Die zweite Gruppe würde ich nochmals weiter unterteilen in Menschen die sehr verkehrsbewusst unterwegs sind und demzufolge so gut wie nie einen Verstoß begehen bei dem sie erwischt werden und die wirklichen "schwarzen Schafe". Diese wären, wenn jeder Kilometer den sie in/auf einem Fahrzeug zurücklegen, nahtlos überwacht werden würde schon längst Fußgänger.

    Dass sie es nicht sind liegt meiner Analyse nach daran, dass diese Personen im Alltag oft sehr aufmerksam und bewusst fahren und die vorsätzlichen Geschwindigkeits-Übertretungen zu Zeiten und/oder an Orten ohne vorhandene Kontrollen stattfinden, worüber sich im Vorraus auch gerne mal vergewissert wird. Möglich ist dies, da die Kontrolldichte insgesamt, gerade auf dem Land nicht so hoch ist, da oft auch das nötige Personal fehlt.

    Daher werden diese Personen auch so gut wie nie geblitzt, und wenn dann einmal in 5 Jahren richtig.


    Ich weiß natürlich nicht inwiefern der mir persönlich bekannte Fahrerkreis repräsentativ ist, aber ich denke die daraus ableitbare Tendenz ist durchaus verwertbar: der Großteil der Verkehrsverstöße im fließenden Verkehr - die auch geahndet werden - wird aus purer Unachtsamkeit und nicht etwa mit Vorsatz oder gar der Freude am schnellen Fahren von ganz normalen Fahrern auf Alltagsfahrten begangen. Und genau diese Fahrer wird der neue Bußgeldkatalog und die erhöhten Bußgelder auch treffen, auf dem Weg von und zur Arbeit, zum Arzt, etc..

    Der wirklichen Raser, die vorsätzlich und zum Vergnügen zu schnell fahren, wird man dadurch nicht habhaft werden können.

    3 Mal editiert, zuletzt von Passione1993 ()

  • Genau das meine ich schon die ganze Zeit. Die als Begründung für die Maßnahmen vorgeschobenen erwischt man eh kaum und dem Rest wird schön noch mehr Geld aus der Tasche gezogen. Aber wie man ja hier im Thread sieht finden das doch schon beängstigend viele ganz Toll.

    Einmal editiert, zuletzt von cmcs2014 ()

  • Da ist die FDP aber erfreulich standhaft geblieben, die Union wäre dabei vermutlich sogar eingeknickt.


    Auch ansonsten, zumindest als Zusammenfassung, sind es in der Not meist vertretbare Punkte und die FDP hat erstaunlich viel durchgesetzt und verhindert, mehr als ich ihr bei zwei Gegnern zugetraut hätte, bspw. im Verkehr (Verbrennungsmotor doch bis 2035 und kein Tempolimit) als auch Schuldenbremse / Steuern, etc.


    https://www.n-tv.de/politik/Da…nigt-article22868618.html

  • Glück gehabt, da steht nichts von Wegfall des steuerfreien Immobilienverkaufs nach 10 Jahren. :118:

    Das hab ich mir auch schon gedacht, wir hatten fest damit gerechnet, dass das fällt.


    Ansonsten haben die Grünen für den Kohleausstieg entschieden, der auch deutlich mehr bringt als das Tempolimit. Das ist pragmatisch find ich gut.


    Unterm Strich kann ich mit fast allem gut leben was beschlossen wurde, nur die Senkung des Wahlalters gefällt mir nicht.


    So jetzt gibts nen GinTonic für freie Fahrt für freie Bürger