Ein Freund hatte von seiner Frau einen Gutschein für ein Fahrtraining geschenkt bekommen, welches über das Dresdner Audizentrum lief und ich hatte die Chance als nichtfahrender Beifahrer mit dabei zu sein, was ich mir nicht habe entgehen lassen! Zwar durfte ich eben nicht selbst fahren, aber es hat so viel Laune gemacht, dass ich mich a) gleich für den nächsten freien Termin selbst angemeldet habe und b) ein paar Worte darüber verlieren möchte. Bilder kann ich leider nicht liefern, da das der Lausitzring untersagt, aber ich hoffe es interessiert trotzdem den einen oder anderen.
Organisiert wurde die Veranstaltung vom Audizentrum Dresden. Mein Freund fährt einen Audi A4 B8 2.7 TDI und die über das Audizentrum angebotenen Trainings sind seit einigen Monaten nur noch mit eigenen Autos möglich. Habe aber gleich nachgefragt und über das Autohaus Pattusch kann man das ganze auch ohne eigenes Auto machen, kostet dann aber natürlich ein bisschen mehr Geld. Inklusive ist das Training und die Verpflegung vor Ort, d.h. Frühstück und Mittagessen, alles zusammen mit einem Instruktor.
Das ganze Training findet auf dem Lausitzring statt. Ich war zu dieser Gelegenheit das erste Mal dort und war beeindruckt, was sie dort alles aufgebaut haben. Es war auch gerade Trackday und daher schön was los auf der Rennstrecke. Hierzu gleich ein paar Worte bevor ich zum eigentlichen Training komme - wir konnten das Mittagessen oberhalb der Tribüne auf einer Terasse einnehmen und haben während des Essens ordentlich was auf die Ohren bekommen. Es schien an diesem Tag ein Porscheclub auf Ausflug gewesen zu sein, aber keine herkömmlichen 911er & Co., sondern viele Rennmaschinen mit Straßenzulassung. Dazu noch zwei Ferrari, zwei AMG GT konnte ich erspähen, zwei Corvettes, eine KTM X-Bow drehte ein paar Runden, ein Lotus Elise war da, ein paar M-BMW, hier und da noch einigermaßen normale Straßenautos mit etwas mehr Power. Am Tag vorher hat es laut Instruktor wohl gleich früh drei richtig teure Maschinen aussortiert (O-Ton von ihm einem AMG GT hinterherblickend: "das trauriche is - oft gehörn solche Wagn Leudn die nur viel Geld ham, aber bedien könnse die nich."
Trotzdem war es natürlich der Wahnsinn die Dinger aus der Kurve kommend zu erspähen und dann die geballte Ladung Schall sozusagen auf sich zukommen zu sehen. Insbesondere eine Corvette hatte es uns angetan - da hörte man ein höllisches Pfeifen und wenn sie an einem vorbei zog einfach nur noch infernalischer Lärm. Aber auch einige Porsche hatten ordentlich was zu bieten. Überraschenderweise fielen beide AMG GT ganz schön ab. Aber ich glaube die waren auch Serie, was man bei den Porsche nicht annehmen durfte. Naja, es sollte ja eigentlich ums Fahrtraining gehen
Durchgeführt wird das Ganze von Wolfgang Küther, einem Rennfahrer, der in der DDR einige Rennserien gefahren ist und bis heute Rennen fährt. Allein dieser Typ ist ein Erlebnis, man merkt an jeder Stelle, dass er den Motorsport liebt. Gleichzeitig fühlt man sich aber in keiner Weise eingeschüchtert, weil er auf jeden individuell eingeht. Wir hatten vom Fiat Punto bis zum RS4 (der noch mal von ABT aufgemöbelt worden war) alles dabei und entsprechend auch unterschiedliche Ansprüche, aber am Ende waren alle glücklich.
Die Übungen selbst sind klassischer Natur, wie man sie bei so einem Training erwartet. Es ging los mit einem Slalomparcour, den man mit jeder Runde schneller fahren sollte, aber auch hier ging Wolfgang auf die individuellen Bedürfnisse und Fahrzeuge ein. Dann die berühmte Gefahrenbremsung inkl. ausweichen, wo man auch als Beifahrer/Zuschauer merkte, wie viel Überwindung es alle kostete, die Bremse aufs Bodenblech zu drücken. Im Übrigen sehr lehrreich für jeden, inkl. Leute die denken sie können bei nasser Fahrbahn weiter 160+ fahren, solange kein Aquaplaning ist. Wenn man dann mal so den Bremsweg in natura hinter sich sieht und dann die Verbindung zu einem realen Ernstfall herstellt - oh je. Ein weiterer Bremstest folgte bei dem man auf unterschiedlich rutschigen Untergrund unterwegs war. Kann einem in der Realität insbesondere dann passieren, wenn eine Spur im Winter nur unzureichend geräumt ist oder sich evtl. Wasser auf der einen Seite angesammelt hat. Da muss man schon ordentlich gegenlenken, damit man nicht abdriftet.
Der nächste Schritt war dann ein bewässerter Kreis, in welchem man feststellen konnte, wie die elektronischen Helferlein so arbeiten. Selbst bei Vollgas regulierte das Auto die Geschwindigkeit und verhinderte so das Ausbrechen. Mein Kumpel hat es im B8 trotzdem geschafft, aber der ist ja auch schon etwas älter. Aber z.B. der RS4 lag die ganze Zeit wie ein Brett auf der Straße. Diese Übung durften alle auch mal beim Instruktor mitfahren. Der hatte an diesem Tag leider nur einen A4 Avant 40 TDI auf Winterreifen mitbekommen, aber er holte natürlich raus was ging. Da merkte man dann die Kräfte als Insasse schon ganz schön, aber es war beeindruckend zu sehen, wie das Auto arbeitet um nicht auszubrechen.
Die letzte Übung vor dem Mittag simulierte dann einen glatten Untergrund, da konnte man dann schön gleitend mal schauen, wie man sein Auto wieder in die Spur bekommt. Eine körperliche Tortur war an dieser Stelle, wenn man auf den normalen Asphalt kam und das Auto dann mit einem Mal einen wie auf Schienen gepresst hat. Wenn man da mit eigenem Auto hinfährt sollte man vielleicht nicht gerade neue Pneus aufgezogen haben
Nach dem Mittag gab es dann noch eine Bremsübung auf nassem Untergrund, auch hier wieder sehr lehrreich was den Bremsweg angeht und das Highlight war dann die Fahrt durch die Steilwand. Die Teilnehmer selbst durften mit maximal 150 km/h da durch und da musste man insbesondere als Beifahrer schon sehr konzentriert in die Ferne schauen, um beieinander zu bleiben. Tja, aber die Kräfte als auch diese Übung mit dem Instruktor zusammen gefahren wurde. Wahnsinn. mit über 200 km/h in die Wand rein und mit nur ein paar km/h weniger wieder raus und das hinten sitzend. Ich merke es immer noch überall. Aber das Erlebnis war genial. Und weil Wolfgang halt ein Rennfahrer ist, waren er und der RS4 Besitzer sich schnell darüber einig, dass er dort mal das Steuer übernimmt. Vater und Sohn sahen zwar etwas blass aus, als sie wieder bei der Gruppe waren, aber auch glücklich. Auf der Geraden waren sie wohl mit an die 300 unterwegs (laut Tacho) und ich will nicht wissen, mit was für einer Geschwindigkeit die durch die Steilkurve sind.
Am frühen Nachmittag war das Spektakel vorbei und ich habe mich gleich angemeldet für den nächsten Termin im September. Denn - und ich hier das traurige - Wolfgang hört dieses Jahr damit auf und daher hieß es für mich schnell sein.
Wen es interessiert: https://www.fahrsicherheit-pattusch.de/ bzw. https://www.audi-zentrum-dresd…rsicherheitstraining.html, man muss auch keinen Audi fahren um mitmachen zu können. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht und auch nur deshalb schreibe ich darüber, ich kriege keine Provision oder sonstirgendwas vom Veranstalter. Ich hatte aber bereits seit einer Weile nach einem Training in der Umgebung gesucht, welches bezahlbar ist und wo man auch ohne eigenes Auto teilnehmen kann.
Ich hoffe ich habe einen kleinen Einblick geben können und vielleicht sieht man ja den einen oder anderen im September