Talentfreies Reisen | Ford Expedition Max XLT V6 3.5 EcoBoost | Hertz San Francisco International Airport



  • Vorwort

    Ich habe mich entschieden diesen Bericht aufzuteilen. Da wir hier in einem Mietwagen Forum sind und wohl die Mehrheit vor allem Interesse an Fahrzeugen und weniger an Reiseberichten hat, wird es im ersten Teil um die Anmietung und das Fahrzeug gehen und im zweiten Teil dann um die eigentliche Reise.



    Fakten

    Abholort: San Francisco International Aiport

    Anmietdauer: 8 Tage

    Gebuchte und erhaltene Klasse: PFAR / T6

    Kilometerstand bei Abholung: 1.160 Kilometer

    Gefahrene Kilometer: 3.650

    Insgesamte Fahrzeit: 58 Stunden

    Leistung: 446 PS

    Verbrauch (errechnet): 9,98 Liter Regular / 100 Kilometer



    Anmietung

    Pünktlich erschien ich im Mietwagen-Parkhaus des San Francisco International Airport. Leider stand mein Name nicht auf der Anzeigetafel, daher ging ich zum Gold Counter, bei dem vor mur nur zwei andere Kunden waren und schilderte mein Anliegen mit dem Wunsch eines Suburbans, falls einer verfügbar wäre (ich finde dies das mit Abstand schönste Fahrzeug in der Klasse). Die Dame rief bei der Disposition an und teilte mir mit, dass leider kein Suburban da wäre und stattdessen einen fast brandneuen Ford Expedition Max XLT bekommen würde. Es wurde noch die Tankoption angeboten, die ich dankend ablehnte und nach Autorisierung des Mietpreis + 200€ Kaution erhielt ich den Mietvertrag samt Nennung der Parkplatznummer ausgehändigt.

    Die Schlüssel befanden sich im Fahrzeug. An der Ausfahrtsschranke wurde dann nochmal Führerschein + Mietvertrag gesichtet und eine schöne Reise gewünscht.



    Ausstattung, Verarbeitung und Platzangebot

    Was mir sofort positiv auffiel, war die sehr gute Verarbeitung und im Vergleich zum Suburban nochmals wertigere Materialanmutung. Sicherlich ist alles ein paar Stufen von einer S-Klasse entfernt, aber die sonst übliche “Plastikbomber” Anmutung war definitiv nicht vorhanden.

    Alles wirkte vernünftig verarbeitet und fühlte sich gut an. An Ausstattung habe ich absolut nichts vermisst. Das große Display mit guter Auflösung und Carplay, ein überdurchschnittlich gutes Soundsystem, Sitzbelüftung + Sitz-/ und Lenkradheizung, Rückfahrkamera, 110V Steckdosen, diverse Assistenten inklusive dem wirklich hilfreichen Totwinkelassistent, elektrisch verstellbare und versenkbare Sitze und so weiter war alles an Board und ließ für mich keine Wünsche offen.


    Das Platzangebot ist natürlich der absolute Wahnsinn! Alleine die Armauflage in der Mittelkonsole ist so breit wie manche Sitzgelegenheit hierzulande. Es gibt Staufächer ohne Ende und dank der Länge von 5,64 Meter konnte ich selbst meine 1.40 x 2 Meter Luftmatratze aufbauen, ohne überhaupt die 2. Sitzreihe versenken zu müssen 😀.


    Die Sitze waren super bequem und auch sehr lange Fahrten über 7 Stunden ließen sich vollkommen problemlos zurücklegen.



    Fahrverhalten und Verbrauch

    Ich war äußerst positiv von dem 3.5l V6 Turbo Motor überrascht. Sowohl beim Anfahren als auch im sonstigen Betrieb merkt man die 2,6 Tonnen Leergewicht überhaupt nicht. Die 10-Gang Automatik schaltet in allen Lebenslagen vollkommen unauffällig und musste den Motor nie über 2.500 U/Min drehen lassen, was in Kombination mit der äußerst guten Geräuschdämmung zu einem super leisen und entspannten Fahrerlebnis führt. Der größte Vorteil am Expedition MAX in dieser Klasse dürfte aber der Verbrauch sein. Vollkommen problemlos stand trotz zügiger Fahrweise am Ende ein einstelliger Verbrauchswert auf dem Taschenrechner und damit gut 3,5 Liter weniger bei vergleichbarer Fahrweise als beim V8 Sauger Suburban in 2019, was mich bei einem durchschnittlichen Benzinpreis von 1,15€ / Liter angesichts der Strecke durchaus freute.



    In einem Wort würde ich das Fahrverhalten wie folgt beschreiben: Souverän. Und zwar so, dass es das souveränste Auto ist, das ich bisher gefahren bin. Man hat in jeder Lebenslage das Gefühl, dass dieses Fahrzeug einfach überhaupt nichts aus der Ruhe oder erschüttern kann. Das Fahrwerk sorgte dafür, dass selbst auf den schlechtesten Schotterpisten eine unglaubliche Ruhe im Innenraum herrschte.


    Ich bin ja bekanntlich absolut kein SUV Fan, aber dieses Fahrzeug ist einfach nochmal eine völlig andere Klasse. Alle anderen Fahrzeugklassen kommen einem ziemlich winzig vor, während man vollkommen relaxt über die hervorragend ausgebauten und immer noch deutlich breiteren Straßen cruist. Lediglich beim Ein- und Ausparken auf Parkplätzen muss man sich trotz der gigantischen Platzverhältnisse etwas konzentrieren. Auch etwas wildere Kurvenlagen mit vielen Anstiegen ließen das Auto nicht aus der Ruhe bringen. Sicherlich kommt da kein Sportwagen Feeling auf, aber zügiges Kurvenräubern war überraschenderweise kein Problem.



    Fazit

    Für mein Vorhaben war dieses Auto der absolut perfekte Begleiter! Im Vergleich zu einem Camper habe ich lt Dauerpendler weniger als die Hälfte verbraucht bei gleichzeitig deutlich geringerem Mietpreis.


    Das Einzige, was mich an dem Fahrzeug störte, war das Carplay. Denn leider hängte sich dies mehrmals in den vergangenen Tagen auf, bzw. fror ein. Was dann dazu führte, dass man Ausfahrten kilometerweit verpasste, bis man geschnallt hat, dass sich die Darstellung seit mehreren Minuten nicht mehr aktualisiert hat. Denn im Gegensatz zur Darstellung wurde der Ton der Musik weiter übertragen, nur da ich die Navigationsansagen grundsätzlich ausschalte, brachte mir das nichts. Auch kam es öfters vor, dass eine bereits eingestellte Routenführung mit mehreren Zwischenstopps in Google Maps beim Anstecken an das Fahrzeug plötzlich abbrach und wieder komplett neu konfiguriert werden musste. Das hatte ich bei anderen Fahrzeugen noch nie.


    Ansonsten würde ich dieses Fahrzeug aufgrund des deutlich besseren Ansprechverhaltens des Motors und des geringeren Verbrauchs für eine vergleichbare Reise seinen Konkurrenten in der Klasse definitiv vorziehen!




    An dieser Stelle endet der kurze Fahrzeugbericht. Falls es hier jemanden gibt, der an der eigentlichen Reise interessiert ist, freue ich mich wenn ihr weiterlest.

    Ansonsten zögert nicht und stellt gerne Fragen zum Fahrzeug, falls es weitere Punkte gibt, die euch interessieren.

  • Vorwort zur Reise

    Hier im MWT vermutlich eher unwahrscheinlich, aber vielleicht kennt irgendjemand hier auch diesen Moment in eurer Jugend, in der ihr einen Ort im Fernsehen gesehen habt, wo ihr denkt “Wahnsinn, wie schön es wäre, eines Tages mal dort zu sein! Aber leider ist das total unrealistisch.”


    Genau diesen Moment hatte ich im Alter von 11 Jahren bei einer 3Sat Doku über die Nationalparks an der Westküste der vereinigten Staaten von Amerika, die auf unserem alten Fernseher in unserer Sozialwohnung lief, während ich wie so oft mal wieder Zimt Chips mit Milch vom Discounter an einem Sonntagmorgen zu mir nahm.


    Dies ist die Ausgangslage für den nachfolgenden Reisebericht, bei dem ihr vielleicht versteht, warum die ein oder andere Passage besonders euphorisch geschrieben ist, obwohl es doch aus eurer Sicht eine völlig unspektakuläre Kleinigkeit sein mag.



    Die Tage vor der Reise

    Ich sitze im Büro und in der wöchentlichen Runde weißt mein Manager daraufhin, dass wir doch nach Möglichkeit bitte unsere verbleibenden Urlaubstage und Überstunden für den Rest des Jahres langsam einplanen sollten. Ein Blick in das Personalsystem offenbart, dass ich noch 6 unverplante Urlaubstage und 3 Gleitzeittage habe. Ich öffne die MyDealz App und mir springt die Überschrift “USA: Direktflug von Frankfurt nach San Francisco ab 500€” entgegen.

    Ich erinnere mich an die obige Situation und denke mir “warum nicht jetzt endlich die Chance nutzen und einen weiteren deiner Kindheitsträume angehen?”.


    Während mein Manager über irgendwelche belanglosen Zahlen philosophiert, werde ich auf die United Airlines Seite weitergeleitet und wähle passende Daten für eine 10-tägige Reise. Freitag Hin- Sonntag Rückflug. Mittags hin, Nachmittags ankommen. Mittags zurück, morgens ankommen. 500€. Nur noch schnell die benötigten Daten eingeben und schon wird die Flugbuchung passend zu dem Zeitpunkt bestätigt, wo meine Redezeit in besagtem Meeting anfängt.


    Die darauffolgenden Nächte verbringe ich mit der Detailplanung. Ich erstelle zuerst eine Liste, was ich unbedingt alles sehen will und werkle dann mit Hilfe von Google Maps eine ganze Weile an passenden Routen für die wenigen Tage. Nachdem dies endlich halbwegs abgeschlossen ist, schaue ich nach passenden Unterkünften und falle fast aus dem Bett vor Schreck.


    “Günstigstes Motel bewertet mit schrecklichen 2,1 Sternen. Preis pro Nacht: 178$”. Nächster Ort am darauffolgenden Tag: 224$ und so weiter. Ich schaue mehrfach nach, ob ich versehentlich 6 statt einer Person in die Suchmaske eingegeben habe, aber dem ist nicht so. Das können die doch nicht ernst meinen! Ich schaue bei AirBnB und sehe fast identische Preise. Nein, so kann das definitiv nichts werden. Natürlich ist der Flug nicht stornierbar, aufgeben ist also auch keine Option, ohne eine ganze Menge Geld zu verbrennen.


    Wie wäre es mit einem Camper? Ich checke diverse Seiten und stelle ernüchtert fest, dass unter 200€ / Tag in San Francisco nichts zu bekommen ist. Außerdem reichen die Kilometer bei weitem nicht für die geplante Tour aus, so dass neben allerhand komischer Zusatzgebühren auch noch eine erhebliche Summe für Mehrkilometer fällig werden würde. Also auch keine Option.


    Ich erinnere mich an eine Erzählung von SP33D , wie er während einer Las Vegas Tour im Auto geschlafen hat und denke mir "Das ist die Lösung!”. Ich spiele eine entsprechende Reservierung für einen Chevrolet Tahoe o.ä. bei Alamo ein und buche diese einige Tage später auf eine noch größere Klasse für denselben Preis bei Hertz um.


    Bei Walmart.com sehe ich, dass mein Lieblingsladen in den USA sowohl Luftmatratze als auch Schlafsack für einen akzeptablen Kurs anbietet und diese sogar auf der Route nach meiner Ankunft in einem Store ausreichend verfügbar sind.


    Da mein altes ESTA abgelaufen ist, beantrage ich ein Neues. Ich werde u.a. nach meiner ersten Schlafgelegenheit in den USA gefragt und denke, dass “Parking lot near Monterey” genauso zu Problemen führen könnte wie eine Falschangabe. Ich entschließe mich, alle diesbezüglichen Pflichtfelder mit UNKNOWN auszufüllen und bereite mich innerlich auf mein erstes Interview mit einem Grenzbeamten vor. Denn bisher wurde ich ausnahmslos (im Gegensatz zu meinen Freunden und vorherigen Touristen an der Station) ohne eine einzige Frage nach dem Auflegen meines Passes durchgewunken. Das dürfte spätestens jetzt wohl vorbei sein.


    Bei “YOHO Mobile” kaufe ich mir kurz vor Abflug noch eine unlimitierte 5G eSIM zum erträglichen Preis von 15,85€ für meine 10-tägige Reise und bestelle zusätzlich einen “PKW Sichtschutzvorhang” für 10€ um etwas Privatsphäre sicherzustellen. Am Tag vor meinem Abflug packe ich alles Notwendige für die kommenden 10 Tage in meinen Handgepäck Koffer und quetsche zusätzlich aufgrund der hohen Lebensmittelpreise vor Ort noch Müsliriegel und Studentenfutter für möglicherweise “harte Zeiten” mit hinein.



    Day 1


    Der Flug war angenehm, aber ich habe maximal eine Stunde geschlafen. Ich schaute stattdessen diverse Filme auf dem 11,5h Flug und stehe jetzt ziemlich übermüdet an der Schlange der Immigration. Während der Wartezeit schalte ich mein iPhone ein, verbinde mich mit dem Flughafen WiFi und empfange direkt die bestellte eSim.


    An dem Schalter zu dem ich später gerufen werde, bekomme ich mit, wie das Pärchen dort mit diversen Fragen überhäuft wird. “Was ist der Grund ihrer Reise? Wo übernachten Sie? Wie sieht ihre Planung für die kommenden Tage aus?...”

    Nach einiger Zeit wird besagter Schalter frei und ich werde herbei gewunken. Ich überreiche meinen Reisepass und sage innerlich schon meine eingeübten Antworten auf. Der Grenzbeamte legt meinen Reisepass auf den Scanner, schaut mich an und sagt “Welcome to the United States!”. Routiniert lege ich meine Finger auf den Fingerabdruckscanner, aber der Grenzbeamte kontert direkt “No, go on. You’re all set.” Ziemlich perplex nehme ich meinen Koffer und begebe mich mit dem Skytrain zum Rental Car Center.


    Ich stelle den Mietwagen auf mich ein, verbinde mein iPhone und öffne den ersten vorbereiteten Google Maps Link. Im Walmart werde ich direkt mit “Hey Boss!” begrüßt, nutze dankbar die dortige Toilette als Vorbereitung auf die bevorstehende Nacht, bezahle anschließend meine Luftmatratze und den Schlafsack an der Self-Service Kasse und versuche möglichst unauffällig den Krempel im Auto aufzubauen. Der integrierte Kompressor der Luftmatratze pumpt in Windeseile die Matratze auf, während ich im Dunkeln den Vorhang hinter der Fahrersitzreihe installiere.


    Mein Magen knurrt und ich steuere mein nächstes Ziel an: In-n-Out Burger. Leider stehen die Autos dort schon bis auf die Hauptstraße an und ich entschließe mich angesichts der späten Uhrzeit und der ungewissen Lage von sanitären Anlagen am späteren Schlafplatz das Abendessen ausfallen zu lassen und stattdessen schon jetzt einen Müsliriegel aus dem Notfallproviant aufzubrauchen.


    Ich suche mir einen öffentlichen Parkplatz in Monterey und stelle mich ganz in die Ecke mit dem Wagen. Ich klettere nach hinten und bin gerade dabei mich auszuziehen, als plötzlich aus der Entfernung ein sehr heller Lichtstrahl mich blendet und mein Auto mehrfach durchleuchtet. Ich halte mir die Hände vor Augen und sehe noch die Aufschrift "Sheriff" auf dem Fahrzeug von dem das Licht kommt, da setzt sich dieses schon in Bewegung auf direktem Wege zu mir. Ich springe schnell nach hinten und ziehe mir den Schlafsack über den Körper in der Hoffnung nicht gesehen zu werden. Das Polizeiauto parkt vor meinem Wagen, der Beamte steigt aus, durchleuchtet mit seiner Taschenlampe erneut das Auto und klopft an meine Scheibe mit den Worten “Sheriffs Department! Please come out of your Vehicle”.


    Ich ziehe mir mein T-Shirt über und begebe mich langsam aus dem Auto. Der Officer fragt mich, was ich hier mache und ich erzähle ihm wahrheitsgemäß meine Geschichte “Tourist aus Deutschland, will die nächsten Tage im Auto schlafen um Motel Kosten zu sparen…”. Der Polizist schaut mich ziemlich skeptisch an und erklärt mir, dass es an diesem Ort illegal und vor allem angeblich gefährlich sei, im Auto zu schlafen. Ich frage ihn, was ich nun tun soll, schließlich sei es bereits 1 Uhr nachts. Er meint er würde mein Vorhaben ein bisschen crazy finden aber ein Auge zudrücken, ich soll aber auf mich aufpassen.


    Ich bedanke mich, der Officer fährt weg und ich lege mich wieder nach hinten, schließe per Fernbedienung den Wagen ab, bin gerade dabei einzuschlafen und rolle mich auf die Seite, als plötzlich die Alarmanlage anspringt. Ich suche hektisch nach dem eben weggeworfenen Schlüssel und betätige die Öffnungstaste, um den Alarm auszuschalten, quälle mich wieder ins Cockpit und schalte über das Fahrzeugmenü die Alarmanlage ab. Ich lege mich wieder nach hinten und brauche ein paar Minuten, bis ich endlich einschlafe.


    Eine knappe Stunde später werde ich durch ein komisches Geräusch geweckt. Es klingt, als würde etwas an der Karosserie schaben. Ich denke an ein Tier und hoffe, dass es bald aufhört. Allerdings wird es immer lauter und ich quäle mich langsam hoch und schaue aus der Heckscheibe. Da erblicke ich einen Obdachlosen, der sich mit einer Metallstange an dem Fahrzeug zu schaffen macht. Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll. Aussteigen und ihn verscheuchen? Was ist, wenn er aggressiv ist? 911 anrufen? Ich weiß gerade weder wo ich mein iPhone hinegelgt habe und ja nicht mal wo genau ich bin und was ist, wenn der Typ das mitbekommt und aggressiv wird?


    Ich liege planlos unter meinem Schlafsack, als das Geräusch plötzlich verschwindet. Ich liege einige weitere Minuten unter meinem Schlafsack und schaue dann ganz langsam wieder aus den Fenstern. Von dem Typen ist nichts mehr zu sehen, ich klettere also nach vorne, starte den Motor und fahre erstmal 10 Minuten planlos durch die Gegend. Die Uhr zeigt kurz vor 3 und ich fühle eine Mischung aus kompletter Übermüdung und Adrenalin. Ich entschließe mich auf einem Supermarktparkplatz anzuhalten, lege mich wieder nach hinten und schlafe gegen kurz vor 4 endlich ein.


    Eine Stunde später weckt mich ein anderes Geräusch. Ich schaue aus dem Fenster und sehe wie eine Reinigungsmaschine auf den Parkplatz fährt, um diesen zu säubern. Was haben die denn hier für Arbeitszeiten?!


    Vollkommen frustriert und mit den Nerven am Ende entschließe ich mich, einige Minuten später das Vorhaben abzubrechen und die anstehenden 8 Stunden Fahrt schon jetzt zu beginnen…



    Ich werde diesen Bericht in den kommenden Tagen bei Zeit sukzessive fortsetzen. Da ich wirklich viel erlebt habe und das gerne festhalten möchte, werde ich Erwähnenswertes weiter so chronologisch schildern. Dann folgen auch einige Schnappschüsse die ich gemacht habe, an dem ersten Tag habe ich vermutlich nachvollziehbarer Weise noch keine gemacht.

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  • dank der Länge von 5,64 Meter konnte ich selbst meine 1.40 x 2 Meter Luftmatratze aufbauen, ohne überhaupt die 2. Sitzreihe versenken zu müssen 😀.

    Das ist schon eine Ansage.

    Ich war äußerst positiv von dem 3.5l V6 Turbo Motor überrascht.

    Ich kenne die Architektur dieses Motors jetzt nicht genau, weil es sich um ein sehr neues Fahrzeug handelt. Ich arbeitete aber schon an den modernen Turbomotoren von Ford und diese sind sehr komplex und erinnern in ihrer Komplexität an deutsche Motoren. sehr viele Schläuche, Luftrohre und Sensoren. komplexe Technik, die dann zu guten Leistungen führt. Albtraum zum reparieren jedoch


    als plötzlich die Alarmanlage anspringt. Ich suche hektisch nach dem eben weggeworfenen Schlüssel

    haha, kenne ich, man will unauffällig irgendwo in einer Ecke parken und macht dann aufeinmal auf Kirmes


    vor meinem Abflug packe ich alles Notwendige für die kommenden 10 Tage in meinen Handgepäck Koffer und quetsche zusätzlich aufgrund der hohen Lebensmittelpreise vor Ort noch Müsliriegel und Studentenfutter für möglicherweise “harte Zeiten” mit hinein.

    :D:D:D:D


    Eine knappe Stunde später werde ich durch ein komisches Geräusch geweckt. Es klingt, als würde etwas an der Karosserie schaben. Ich denke an ein Tier und hoffe, dass es bald aufhört.

    oh man :D


    Ich liege planlos unter meinem Schlafsack, als das Geräusch plötzlich verschwindet. Ich liege einige weitere

    Eine Stunde später weckt mich ein anderes Geräusch. Ich schaue aus dem Fenster und sehe wie eine Reinigungsmaschine auf den Parkplatz fährt, um diesen zu säubern. Was haben die denn hier für Arbeitszeiten?!


    Vollkommen frustriert und mit den Nerven am Ende entschließe ich mich, einige Minuten später das Vorhaben abzubrechen und die anstehenden 8 Stunden Fahrt schon jetzt zu beginnen…

    Das erinnert mich alles an meine im-Auto-Pennen-Episode. Die Idee hört sich erst gut an, in der Praxis ist man dann irgendwann einfach frustriert. Die Reinigungsmaschine gab es bei meinem Parkplatz auch.


    PS: Dieser Beitrag wurde ohne editieren auf dem Bildschirm eines Iphone SE erstellt.

    :119:

  • Day 2



    Ich sitze vollkommen übermüdet hinter dem Steuer und das Navigationssystem zeigt eine Fahrtzeit von knapp über 8 Stunden für meine heutige Route an. Mein Plan den Highway 1 bis zur Sperrung zu fahren verwerfe ich nach einigen Minuten aufgrund des starken Nebels:



    Mein heutiges Zwischenziel ist der Sequoia & Kings Canyon Nationalpark, zuerst steuere ich aber den nächsten 7-Eleven an und gönne mir einen XL Becher (> 0,7l) kolumbianischen Kaffee und 2 Taquitos zum Frühstück. Ich fahre durch die weiten einsamen Landschaften und halte mich mit meiner extra angefertigten Playlist munter:



    Tatsächlich hält mich der Kaffee bis zu meinem Zwischenziel Hanford, Kalifornien wach. Auf dem Weg dorthin komme ich noch an einem State Prison mitten im Nirvana vorbei und ich denke sofort an die vielen Dokumentationen über die “härtesten Gefängnisse der USA", die ich so im Fernsehen gesehen habe. Ich wertschätze meine Freiheit und als ich in Hanford ankomme, gehe ich in den dortigen Walmart und mache mir Gedanken, wie ich meine Schlafqualität optimieren kann.


    Ein Blick auf den Preis der angebotenen Scheibenverdunkelungen lässt mich schnell weiterziehen und mir kommt eine alternative Idee in den Kopf. Ich gehe zu den Regalreihen der Haushaltsartikel und lege eine Rolle Klebeband, eine Packung schwarze Müllbeutel und Oropax für insgesamt 6$ in den Einkaufswagen und veredele anschließend mein Fahrzeug auf dem Parkplatz:



    Zur Belohnung gönne ich mir meinen geliebten Double-Double Burger beim benachbarten In-n-Out und setze meine Reise weiter fort. Auf der weiteren Fahrt merke ich dann zunehmend den fehlenden Schlaf von fast 3 Tagen. Ich entschließe mich nach dem Tanken noch 2 Dosen Monster Energy im dortigen Shop zu kaufen, die mich wieder etwas aufpeppen. Ich komme endlich im Nationalpark an und kaufe bei der freundlichen Mitarbeiterin den “America the Beautiful” Pass, da insgesamt 4 Nationalparks bei dieser Reise auf dem Plan stehen. Ich fahre zuerst zum General Sherman Tree und bin vom voluminösesten Baum der Welt ziemlich beeindruckt:




    Zu meiner Freude ist der Park allgemein ziemlich leer und ich gehe noch einen Trail durch die gigantischen Bäume, bevor ich in den benachbarten Kings Canyon Nationalpark fahre. Dort angekommen fahre ich zuerst die große Runde durch den Park und gehe dann noch den “Panoramic Trail” hoch und genieße die Aussicht, langsam realisiere ich, dass ich tatsächlich in den USA angekommen bin:



    Für die heutige Nacht habe ich mit 20.000 IHG Rewards Punkten ein Zimmer im Holiday Inn Express Fresno gebucht. Auf dem Weg dorthin werde ich durch die gefühlt 1.000 Kurven aber so müde, dass ich das Gefühl habe, auf dem Beifahrersitz zu sitzen und komplett neben mir zu stehen. Ich sehe dies als absolutes Alarmzeichen und halte bei der nächsten Gelegenheit für einen Powernap, bevor ich die verbleibenden knapp 2 Stunden Fahrt nach Fresno fortsetze. Der Verkehr in Fresno ist grauenhaft! Die ganze Stadt ist eine einzige Baustelle mit extrem merkwürdiger Verkehrsführung und die Leute fahren für US-Verhältnisse ungewöhnlich aggressiv. Ich fahre vor dem Motel noch zum Walmart und besorge mir mein Abendessen:



    Im Motel angekommen, bin ich ziemlich enttäuscht über das Zimmer, immerhin kostet es regulär 180$. Es riecht ziemlich vermodert, ich wärme noch schnell mein Essen auf, springe unter die Dusche und gehe gegen 21 Uhr endlich schlafen:




    Day 3


    Die Nacht habe ich komplett durchgeschlafen und gehe am nächsten Morgen zum Frühstücksbuffet, was genau so grottig ist, wie ich es erwartet habe. Es gibt die übliche Auswahl aus Muffins, Froot Loops und co. Ich entscheide mich für zwei kleine Würstchen, eine Zimtrolle (die erstaunlich lecker ist), einen Apfel und einen Heidelbeer Muffin. Auf dem Fernseher in der Mitte des Frühstücksraums läuft irgendeine SWAT Serie, in der gerade ein paar Zivilisten erschossen werden. Ich genieße gemeinsam mit ein paar Monteuren und Leuten in Tarnkleidung diese morgendliche Atmosphäre und setze dann meine Fahrt zu meinem absoluten Highlight dieser Reise fort: Dem Yosemite Nationalpark.



    Leider regnet es an diesem Morgen noch, so dass ich nach der Ankunft im Park die Busfahrt zum Grizzly Giant ausfallen lasse und stattdessen langsam zu meinem ersten ausgesuchten Trail vom Sentinal Dome fahre. Der Weg auf den Sentinal Dome ist nicht besonders schwer aber wirklich schön zu wandern. Dort angekommen, sitze ich einfach nur 2 Stunden rum und versuche zu realisieren, dass ich gerade an dem Ort sitze, bei dem ich vor ein paar Jahren noch dachte, dass ich niemals hier sein werde. Viele Gedanken schwirren durch meinen Kopf und obwohl ich einfach nur rumsitze, erlebe ich eine sehr intensive Zeit.



    Ich wandere noch ein paar Stunden weiter und genieße die tolle Aussicht, bis sich gegen 17 Uhr mein Magen wieder meldet und um Nahrungsaufnahme bittet. Ein Blick in Google Maps verrät, dass der nächste Ort fast 2 Stunden entfernt ist und ich entschließe mich stattdessen ins Yosemite Valley zu fahren und dort auf Nahrungssuche zu gehen. Dort angekommen ist es so dermaßen voll, dass ich nur mit sehr viel Mühe überhaupt einen Parkplatz finde. Es ist Samstag und offensichtlich ist der Nationalpark auch für die Ortsansässigen am Wochenende ein sehr beliebtes Ausflugsziel.


    Ich schlendere etwas durch die benachbarten Lokalitäten und bleibe bei einer sehr langen Warteschlange stehen, hier muss es ja gut sein bei dem riesigen Andrang. Nach einer knappen Stunde Wartezeit und unfassbarem Hunger kam ich dann an den Schalter der Pizzeria und ein Blick auf die kleine Speisekarte ließ mich eine Mozzarella Pizza für schlanke 32$ bestellen. Ja, ihr lest richtig. Hier steht man ernsthaft über eine Stunde für eine vollkommen überteuerte 0815 Pizza an.



    Während ich die teuerste Pizza meines Lebens esse, bekomme ich eine erheiternde Situation mit. Ein Mann steht mit seinen beiden Kindern neben mir und funkt über ein Walkie Talkie mit seiner Frau, die offensichtlich ebenfalls in der Warteschlange der Pizzaria steht. Es wird live der aktuelle Zustand der Kinder beschrieben und die weiteren Pläne des Tages besprochen. Das ganze läuft richtig professionell mit Begriffen wie “copy that” oder “over”.


    Nachdem ich die Pizza aufgegessen habe, nutze ich noch die örtlichen sanitären Anlagen als Vorbereitung für die bevorstehende Nacht, fahre mit dem Ford über eine Stunde bis zum Parkausgang und suche mir dann eine Haltebucht an der dortigen Straße um dort die Nacht zu verbringen. Im Internet las ich, dass es im Nationalpark streng verboten ist, außerhalb der kostenpflichtigen Campgrounds zu schlafen und dies auch streng kontrolliert wird. Außerhalb des Parks soll dies aber recht unproblematisch sein. Es ist trotz der späten Uhrzeit noch ziemlich warm draußen, so dass ich vor dem Schlafengehen den Ford nochmal ordentlich runterkühle. Die Klimaanlage ist so dermaßen stark, dass sich der Innenraum binnen weniger Sekunden von Death Valley nach Alaska verwandelt. Ich beklebe noch stolz die Heckscheibe mit meinen Müllbeuteln und schlafe dann innerhalb weniger Sekunden ein.


    To be continued...

  • Gefällt mir und erinnert mich an vieles, was ich selbst dort gesehen habe.


    Die Cinnamon Rolls von HIX sind in der Tat lecker.


    Kann man auf dem "america the beautiful" pass immer noch zwei Personen eintragen? Dann kannst du ihn zumindest noch weiterverkaufen, wenn du bisher nur selbst eingetragen warst. Vielleicht hat ja noch jemand anderes Spaß an den schönsten Seiten Amerikas.


    Die Sequoia Bäume mochte ich auch sehr, insbesondere der Duft und die Stille im Wald.

  • TALENTfrei

    Ein toller Beginn ich freue mich über die Fortsetzungen. Ich werde ja schon immer komisch in meiner Umgebung angeguckt, wenn ich erzähle, dass an Flughäfen, die von Aena betrieben werden, übernachte.


    Wen das Thema Wohnungsnot in Kalifornieren interessiert. Hier eine Doku. Es gibt auch eine weitere, wo insbesondere über Menschen eingegangen werden, die in ihren eigenen Autos gemeinsam auf einem Parkplatz schlafen und dort auch kochen, aber leider finde ich diese auf die schnelle nicht mehr.

  • Ich finde die Pizza von der Optik her aber schon im oberen Preissegment. Dann noch der Aufschlag zur Lage. wenn man zu einer typischen Touristenfalle geht? Auch in Deutschland gibt es Schnitzel zwischen 10 und 30 Euro. In ähnlicher Qualität. :210:

  • Pizza fand ich in den USA bisher immer sehr teuer. Ich weiß nicht woran das liegt, das waren vor 5-6 Jahren schon 16-20 Dollar plus tax und ggf. tip wenn am Platz, da landete man schon bei 25+ USD für "nix besonderes". Wobei die da auf dem Bild auch eher klein aussieht für US-Verhältnisse.


    Freue mich auf den nächsten Teil!

  • Ich fühle mich in vielen Dingen gerade bestätigt:

    • Hotels in den USA sind oft eine Kombination aus teuer bei gleichzeitig niedrigem Qualitätsstandard
    • Hotelfrühstücks sind grausam (in den USA)
    • Essen teilweise sehr teuer

    Und trotzdem würde ich sofort wieder hinfliegen - einfach weil ich das Land unglaublich lieben gelernt habe. Auch wenn es eine komplett andere At des Urlaub machen ist, als ich es je machen würde (bin eher Typ Hotel und das möglichst groß/anonym) finde ich die Einblicke klasse. Danke fürs "Mitnehmen" TALENTfrei

  • Och, soo schlimm finde ich die meisten Hotels in den USA auf dem Land tatsächlich nicht. Holiday-Inn Express und auch noch ein paar andere Ketten bieten oftmals schon noch eine akzeptable Preis/Leistung, vor allem so im Vergleich zu Europa.


    Was ich in Italien und Spanien aber auch in Deutschland schon an mäßigen Hotels erlebt habe... teils kein Aufzug, oder einen so kleinen, dass kaum 1 Person mit Koffer reinpasst, winzige Zimmer in die so gerade das Bett passte, Fernseher in Iphone-Größe, zu wenige Steckdosen, Parken kostet extra... da muss man schon auch oft tief in die Tasche greifen, um etwas Gescheites zu bekommen.


    Gratis Parken, große Zimmer mit großen und oftmals sehr bequemen Betten (King oder mindestens Queen mit 4 Kissen), geräumige Gänge und Aufzüge, Eiswürfel, großer Fernseher, Mikrowelle, genug Steckdosen, akzeptable Amenities, oft noch einen großen Sessel und Tisch mit Bürostuhl drin, Klimaanlage die ausreichend Power hat und nicht nur so vor sich hin dödelt, Keurig Kaffeemaschine... klar, ist am Ende noch eine Budget Kette und kein Intercontinental oder Kempinski, aber ich übernachte da schon meist ganz gern. Sicher gibts da natürlich auch bessere und schlechtere Häuser.

    Einmal editiert, zuletzt von ChevyTahoe ()

  • Ich las mit Interesse die weiteren Ausführungen und möchte noch für zukünftige Auto-Übernachtungen anmerken, dass es übrigens in vielen Bundesstaaten ausdrücklich erlaubt ist, in staatlichen Rest Areas im Auto zu schlafen. Das ist sowas wie ein Autobahnparkplatz entlang der Interstates. Dort gibt es abhängig vom Bundesstaat Auflagen, bei mir zuhause darf man dort nur auf der Durchreise schlafen und in Kalifornien gibt es zum Beispiel eine Zeitbegrenzung auf acht Stunden.

  • Danke für den ersten Teil des Fahrzeug- und vor allem Reiseberichts, ich freue mich auf die Fortsetzung. Der Bericht des Monats (im MWT-Monat schlechthin) steht für mich schon fest. Und ich muss direkt mal Termine für die Visa-Vergabe in der Berliner Botschaft checken.

  • Pizza fand ich in den USA bisher immer sehr teuer. Ich weiß nicht woran das liegt, das waren vor 5-6 Jahren schon 16-20 Dollar plus tax und ggf. tip wenn am Platz, da landete man schon bei 25+ USD für "nix besonderes". Wobei die da auf dem Bild auch eher klein aussieht für US-Verhältnisse.

    weil sich das auch mehrere teilen können und nicht jeder ein einzelne bekommt. Wenn die jetzt 8$ kosten würde, könnten sich 3 Leute eine Pizza teilen. Bisschen ähnlich zu 7Sitzer beim Vermieter. Gibt auch keinen Grund, warum die so teuer sind im Vergleich zu anderen Autos. Aber da die Rechnung häufig geteilt wird… kann man ja mal versuchen.

  • Day 4


    Ich wache um kurz nach 5 ausgeschlafen auf, wasche mich mit den extra hierfür eingepackten Waschlappen, krieche aus dem Auto und putze mir an der Straße die Zähne. In der Nacht hat sich unbemerkt ein Campingmobil zu mir gesellt. Nachdem mein Deluxe-Reinigungsprogramm abgeschlossen ist, fahre ich direkt wieder in den Yosemite Park. Der Eingang ist keine 20 Minuten Fahrzeit entfernt, auf dem Weg dorthin komme ich an den vollkommen überteuerten, alten Lodges (ab 300$ / Nacht) vorbei und freue mich über das gesparte Geld bei ähnlich guter Lage. Das Häuschen am Eingang des Nationalparks ist noch nicht besetzt, so dass ich einfach durchfahren kann. Im Valley angekommen hole ich mir einen kleinen Kaffee-to-go für läppische 6,65$, werfe einen Blick auf die angebotenen Frühstücksprodukte und bemerke beim Anblick der Preise plötzlich, dass die Pizza von gestern mich doch eigentlich noch total satt hält.


    Ich öffne Google Maps und klicke diverse Trails in der Umgebung an, der “Top of Nevada Falls Mist Trail” hat schöne Bilder verlinkt und ich beschließe spontan den zu wählen. Auf dem zugehörigen Parkplatz angekommen, beschließe ich außer einer kleinen Flasche Wasser nichts weiter mitzunehmen, weil ich mich natürlich vorher überhaupt nicht informiert habe. So gehe ich mit meinen abgelatschten Sneakern ohne Profil, einer kurzen Hose und einem T-Shirt der Morgensonne entgegen. Zu meiner Freude sehe ich aufgrund der frühen Uhrzeit kaum andere Wanderer und muss innerlich etwas lachen, weil diese in fast Bergsteiger Montur rumlaufen. Wie sich nach einigen Stunden herausstellte, wäre der Spott umgekehrt wohl deutlich angebrachter gewesen. Denn ich finde mich kletternd auf einem ziemlich steilen und rutschigen Hang wieder, mein Magen knurrt wie verrückt und mein Wasservorrat ist schon lange aufgebraucht.



    Ich muss an dieser Stelle erwähnen, dass ich etwas Vergleichbares noch nie gemacht und auch überhaupt nicht trainiert habe. Der Ehrgeiz ist aber so stark, dass aufgeben jetzt keine Option ist. Ich ziehe es also durch und komme nach einer gefühlten Ewigkeit auf der Spitze des Nevada Falls an. Ziemlich erschöpft setze ich mich auf einen Felsen und genieße die Aussicht.




    Nach etwa 30 Minuten entschließe ich mich angesichts der fortgeschrittenen Zeit und des enormen Hungers weiterzuziehen und kam dann nach insgesamt 6 Stunden endlich wieder am Auto an. Auf Google Maps ist ein Schwimmbad im Valley vermerkt und ich erhoffe mir eine Duschmöglichkeit, leider ist dies bereits geschlossen. Ich hatte neben dem Kaffee-to-Go heute Morgen eine Art Kantine mit Self-Service-Kiosk gesehen und beschloss, mein Essensglück heute dort zu suchen. Tatsächlich war dies eine gute Idee, denn die Preise waren deutlich günstiger als in der Pizzeria gestern. So bestellte ich mir eine wirklich leckere Hähnchen-Teriyaki Bowl mit einem Softdrink für 17$.



    Nachdem ich wieder so etwas wie Energie in meinem Körper spürte, fahre ich den wirklich sehr schönen Tioga-Pass entlang und lerne am Tenaya Lake einen Polen kennen, der dort mit seiner Frau ebenfalls eine Tour macht. Wir tauschen uns etwas über unsere bisherigen Erlebnisse aus und ich setze anschließend meine Fahrt fort.



    Es wird langsam dunkel und ich entdecke auf Google Maps einen kostenfreien Campground. Ich halte vorher noch kurz am Mono Lake und fahre dann zum Campground. Wie bereits im Laberthread erwähnt, treffe ich auf super freundliche Amerikaner mit denen ich gemeinsam auf ihrem vollkommen überdimensionierten BBQ Grill sehr leckeres Abendessen zubereite. Es ist etwa 21 Uhr und angenehme 15 Grad. Ich beschließe, schlafen zu gehen und wache gegen 1 Uhr mit starkem Zittern in meinem Schlafsack auf. Ich öffne die Augen und sehe zugefrorene Scheiben, die Temperatur ist unter den Gefrierpunkt gefallen und hat damit weit die Mindesttemperatur meines 20$ Schlafsacks unterschritten. Da ich keine warme Kleidung dabei habe, ziehe ich 2 Schichten Socken, meine Jeans und zwei T-Shirts an, friere und zittere aber immer noch enorm.




    Day 5


    Dementsprechend unerholsam verläuft die weitere Nacht, außerdem spüre ich von der gestrigen Wanderung einen Muskelakter sogar an Stellen an denen ich vorher nicht mal wusste, dass es dort Muskeln gibt. Ich beschließe um 5:30 Uhr nach dem Auftauen meiner Scheiben die Route fortzusetzen.



    Ich fahre einen Schlenker durch die Wüste Nevadas und erfreue mich an dem Sonnenaufgang und der Tatsache, dass ich das einzige Auto bin, das ich für einen sehr langen Zeitraum sehe.

    Irgendwann sehe ein Schild “Wild Cats 10 miles away” und ich denke sofort an Joe Exotic aus der Serie “Tiger King”. Ich halte es für eine gute Idee dort einen Stop einzulegen und hoffte auf ein paar imposante Wildkatzen und verrückte Tierpfleger zu treffen. Dort eingetroffen stelle ich ernüchtert fest, dass es sich nicht um ein Wildkatzengehege im Joe Exotic Style handelt, sondern um ein heruntergekommenes Bordell für LKW-Fahrer.

    Etwas deprimiert setze ich meine Reise fort und und fahre irgendwann durch ziemlich schräge Wüstendörfer. Diese bestehen überwiegend aus Trailerparks und heruntergekommenen Hütten. Da die Müdigkeit schon wieder einsetzt hole ich mir an einer Chevron Tankstelle für immerhin günstige 1,30$ einen ziemlich schlechten Kaffee und erlebe die ganze Zeit eine ziemlich bedrückende Atmosphäre. Die Leute wirken alle ziemlich deprimiert, lächeln tut niemand. Ich frage mich, wie es wohl sein muss, in so einer Gegend zu leben und fahre weiter Richtung Carson City. Zwischendurch halte ich an einer Baustelle wo tatsächlich immer noch Menschen mit den aus Filmen bekannten Stop Schildern stehen und bin vom Baustellenmanagement beeindruckt. Wie auf ALLEN Baustellen auf der gesamten Reise arbeiten dort tatsächlich zahlreiche Menschen und das enorm effektiv. In Windeseile werden Straßen abgefräst und neu geteert. Ein Anblick, den ich in Deutschland nur auf den wenigsten Baustellen sehe. Zwischendurch werden immer mal wieder Autos über die Baustelle gelassen, oft auch mit einem Safety Car vorweg. Der Arbeiter mit dem Stop Schild führt eine beeindruckende Akrobatik mit den Absperrhütchen durch und schafft es, alle Hütchen blind über seinen Rücken zu werfen, welche trotzdem anschließend übereinander fallen. Ich bin tief beeindruckt und frage mich, wie lange er diesen Job wohl schon macht, um solch ein Trainingslevel erreicht zu haben.



    Kurz vor Carson City fahre ich noch an einem schweren Unfall vorbei. Ich frage mich, wie man bei solch extrem gut ausgebauten, meilenweit einsehbaren und sicheren Straßen es trotzdem schafft, solche Unfälle zu produzieren. Im Motel 6 Carson City werde ich extrem herzlich von der dortigen Mitarbeiterin begrüßt und sie gibt mir proaktiv ein ruhiges Zimmer an der hinteren Seite.

    Ich will gerade mit der Zimmerkarte meine Raumtür öffnen, da geht ein paar Zimmer weiter die Tür auf und ein Kerl schmeißt einen Plastikbeutel mit weißem Inhalt auf den Boden und schlägt mit einem Baseballschläger darauf ein. In meinem Zimmer werde ich extremst positiv überrascht, denn der Zustand dieses 56€ Zimmers ist wirklich 1A und meilenweit über dem Niveau des viel teureren Holiday Inn Express.



    Ich lege mich kurz für eine halbe Stunde hin und fahre dann noch um den Lake Tahoe See. Der See ist zwar sehr schön, aber die gesamte Umgebung ist vollständig auf Tourismus pur ausgelegt.



    Ich esse daher (wie im Laberthread berichtet) bei Taco Bell in Carson City und schlafe in Sekundenschnelle ein.

  • Leider regnet es an diesem Morgen noch, so dass ich nach der Ankunft im Park die Busfahrt zum Grizzly Giant ausfallen lasse und stattdessen langsam zu meinem ersten ausgesuchten Trail vom Sentinal Dome fahre. Der Weg auf den Sentinal Dome ist nicht besonders schwer aber wirklich schön zu wandern. Dort angekommen, sitze ich einfach nur 2 Stunden rum und versuche zu realisieren, dass ich gerade an dem Ort sitze, bei dem ich vor ein paar Jahren noch dachte, dass ich niemals hier sein werde. Viele Gedanken schwirren durch meinen Kopf und obwohl ich einfach nur rumsitze, erlebe ich eine sehr intensive Zeit.

    Du wirst lachen - ich hatte vor einigen Jahren einen ähnlichen Moment im Yosemite. Ich saß unten im Tal auf einer Bank und bin dort ungelogen 2 Stunden sitzen geblieben.

    Ein wahrhaftig magischer Ort.